Imperialismus 1941-2011 – Aufklärung gegen Geschichtsrevisionismus

70 Jahre vor dem „Sieg“ der „Sozialen Marktwirtschaft“, des ideologischen und gesellschaftspolitischen Antikommunismus, des Kapitalismus und Imperialismus in Europa 2011 – Die Vorbereitung des faschistischen Überfalls auf die UdSSR 1941.

Die UdSSR war für den deutschen Imperialismus das Haupthindernis auf dem Weg zur Errichtung der Weltherrschaft. Dabei strebten die deutschen Faschisten nicht nur die Eroberung sowjetischer Gebiete an, sondern auch die Vernichtung der sozialistischen Gesellschaftsordnung. Darin unterschieden sich die Ziele des Krieges des faschistischen Deutschlands gegen die Sowjetunion grundlegend von denen, die es in den Kriegen gegen die kapitalistischen Länder verfolgte. Mit der Vernichtung des ersten sozialistischen Staates der Welt wollten die Faschisten der internationalen Arbeiterbewegung und der nationalen Befreiungsbewegung den Todesstoß versetzen und die progressive Entwicklung der Menschheit rückgängig machen.

Der Hass gegen die Sowjetunion brachte am vollständigsten die Haltung aller reaktionären Kräfte der kapitalistischen Welt zur sozialistischen Gesellschaftsordnung zum Ausdruck. Gerade deshalb war die internationale Reaktion bestrebt, das faschistische Deutschland als Hauptstoßkraft im Kampf gegen den Sowjetstaat auszunutzen, und drängte es mit allen Mitteln zur Aggression nach Osten. Hitler bekannte gegenüber Martin Bormann, Ziel seines ganzen Lebens und Sinn des Nationalsozialismus sei die Vernichtung des Bolschewismus. (17) Die verbrecherischen Ziele der deutschen Faschisten hinsichtlich Osteuropas, insbesondere hinsichtlich der Völker der Sowjetunion, gehen deutlich aus dem so genannten Generalplan Ost hervor, in dem direkt von der Ausrottung vieler Völker die Rede ist. Zur »Begründung« der Politik des Völkermords wurde die menschenfeindliche Rassentheorie der Nazis herangezogen.

Der Generalplan Ost sah bei der Kolonisierung der Länder die Vernichtung oder Versklavung vieler Millionen Russen, Ukrainer, Belorussen, Polen und Angehöriger anderer Nationalitäten vor. Es war beabsichtigt, die Territorien Polens und der westlichen Sowjetunion innerhalb von 30 Jahren von ungefähr 31 Millionen Menschen zu »säubern«. Später erhöhte die deutsche Führung die Zahl der auszusiedelnden Personen auf 46 bis 51 Millionen. In den »frei gewordenen« Gebiete sollten 10 Millionen Deutsche umgesiedelt und die rund 14 Millionen übriggebliebenen Angehörigen der Stammbevölkerung nach und nach »germanisiert« werden. Die Hitlerfaschisten wollten die Russen als Volk zerschlagen und isolieren, die russische Intelligenz als Träger der nationalen Kultur ausrotten.

Die ökonomischen Ziele der Aggression beinhalteten die Ausplünderung der UdSSR, den Raub ihrer materiellen Ressourcen sowie die Nutzung des gesellschaftlichen und des persönlichen Eigentums des Sowjetvolks für die Bedürfnisse des »Dritten Reiches«. Auf einer Beratung zur »Ostfrage« im Februar 1940 sagte Hermann Göring, dass »oberstes Ziel aller im Osten zu treffenden Maßnahmen die Stärkung des Kriegspotentials des Reiches sein muss… Die Aufgabe besteht darin, ohne Rücksicht auf die Besitzverhältnisse die größtmögliche landwirtschaftliche Produktion aus den neuen Ostgauen herauszuholen.« Weiterhin seien Rohstoffe, in erster Linie Erdöl, sowie Arbeitskräfte »an das Reich abzugeben«.(18)

Die in der so genannten Grünen Mappe zusammengefassten Instruktionen und Weisungen enthielten die Forderungen, Ausrüstungen und Vorräte an wertvollen Rohstoffen unverzüglich nach Deutschland abzutransportieren und die für friedliche Zwecke produzierten Industriebetriebe zu zerstören. Erhalten bleiben sollten Werke und Fabriken, die für die Erfordernisse der deutschen Rüstungswirtschaft genutzt werden konnten. Die faschistischen Okkupanten rechneten damit, ihre Streitkräfte mit Nahrungsmitteln aus den besetzten Gebieten versorgen zu können. »Hierbei werden«, hieß es in einem Dokument der Dienststelle Görings, »zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn von uns das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird.« (19)

Das waren die verbrecherischen Ziele, die die deutschen Faschisten im Krieg gegen die Sowjetunion verwirklichen wollten.

Bei der Planung der Aggression gegen die UdSSR berücksichtigte die faschistische Führung das durch die Besetzung mehrerer Länder Europas beträchtlich gewachsene Wirtschaftspotential Deutschlands ebenso wie die ökonomischen Möglichkeiten seiner europäischen Verbündeten. Bis 1941 hatten sich die Okkupanten verschiedenerlei Materialien und Güter im Wert von neun Milliarden Pfund Sterling – eine Summe, doppelt so groß wie das Nationaleinkommen Deutschlands vor dem Kriege – bemächtigt. Über 90 Divisionen der Wehrmacht wurden mit erbeuteten französischen und anderen Kraftfahrzeugen ausgestattet. Im Juni 1941 führten fast 6.500 Industriebetriebe in den besetzten Ländern Europas Wehrmachtsaufträge aus. Die von den Faschisten besetzten Länder dienten ferner als Quelle für Zwangsarbeiter, die den Arbeitskräftemangel in Deutschlands Industrie und Landwirtschaft kompensieren sollten. Die Faschisten praktizierten sowohl die Verschleppung der Bevölkerung aus den okkupierten Ländern in eine faktische Sklaverei als auch den Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen.

Im ersten Halbjahr 1941, als die faschistische Führung endgültig den Überfall auf die UdSSR festsetzte, wurde die deutsche Wirtschaft auf die materielle Vorbereitung eines »Blitzkrieges« orientiert, der mit einer einzigen strategischen Anstrengung entschieden werden sollte, wobei dem Heer und der Luftwaffe die entscheidende Rolle zukam.

Die militärischen Ziele der Aggression des faschistischen Deutschlands gegen die Sowjetunion bestanden darin, noch vor Beendigung des Krieges gegen Großbritannien in einem schnellen Sommerfeldzug die sowjetischen Streitkräfte in den westlichen Gebieten der UdSSR zu zerschlagen und den europäischen Teil der Sowjetunion bis zur Wolga und zur Nördlichen Dwina zu besetzen. »Das Endziel der Operation«, so meinte die politische und militärische Führung Hitlerdeutschlands, »ist die Abschirmung gegen das asiatische Russland auf der allgemeinen Linie Wolga-Archangelsk. So kann erforderlichenfalls das letzte Russland verbleibende Industriegebiet am Ural durch die Luftwaffe ausgeschaltet werden.« (20)

Der allgemeine strategische Plan zur Errichtung dieser Ziele sah vor, mit starken Panzer- und motorisierten Verbänden einige wuchtige Überraschungsschläge zu führen, um die im Westen der Sowjetunion lokalisierten Hauptkräfte der Sowjetarmee zu spalten, einzukreisen und zu vernichten. Danach sollte ein schneller Vorstoß in das Landesinnere folgen, um die wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Zentren zu erobern.

Am 18. Dezember 1940 wurde die Weisung 21 zum Beginn der Kampfhandlungen gegen die UdSSR unterzeichnet, die den Decknamen Plan »Barbarossa« erhielt.

Zur Zerschlagung der Streitkräfte der Sowjetunion war vorgesehen, fast das gesamte deutsche Heer sowie finnische, rumänische und ungarische Truppen einzusetzen. Zur Unterstützung des Heeres wurden der größte Teil der in Deutschland vorhandenen Flugzeuge wie auch finnische und rumänische Fliegerkräfte herangezogen. Die Luftwaffe sollte zu Kriegsbeginn die Luftherrschaft erobern und die Offensive des Heeres in den Hauptangriffsrichtungen unterstützen.

Die Kriegsmarine erhielt den Befehl, Aktionen zu führen und entscheidende Seeoperationen solange zu vermeiden, bis die Heereskräfte sich aller Stützpunkte, einschließlich Leningrads, bemächtigt hätten. Am Krieg gegen die UdSSR sollten auch Schiffe der finnischen und der rumänischen Kriegsmarine teilnehmen. 

Das faschistische Deutschland und seine europäischen Verbündeten boten gewaltige Massen an gut bewaffneten und technisch gut ausgerüsteten Truppen auf. Nach dem Plan »Barbarossa« wurden für den Überfall auf die Sowjetunion 153 deutsche Divisionen, davon 33 Panzer- und motorisierte Divisionen, bereitgestellt. Deutschlands Verbündete Finnland, Rumänien und Ungarn setzten 37 Divisionen gegen die UdSSR ein, das heißt, insgesamt wurden 190 Divisionen aufgeboten. (21)

Alle diese Truppen, ausgenommen 24 deutsche Divisionen (Reserve des OKH), wurden längs der Westgrenze der UdSSR konzentriert.

Die drei Hauptstoßgruppierungen, die 70 Prozent aller Divisionen, 75 Prozent der Geschütze und Granatwerfer sowie 90 Prozent der Panzer und Kampfflugzeuge umfassten, standen von der Ostsee bis zu den Karpaten in einer Breite, die 40 Prozent der sowjetischen Landgrenze im Westen ausmachte. Sie sollten in kürzester Zeit die Hauptkräfte der sowjetischen Grenzbezirke auf dem Territorium bis zur Westlichen Dwina und dem Dnepr zerschlagen und das ungehinderte Vordringen der faschistischen Truppen in die Tiefe des Sowjetlandes, zu seinen politischen und wirtschaftlichen Zentren Leningrad, Moskau und Donezbecken sichern.

Die von Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb befehligte Heeresgruppe Nord, in der Leningrader Richtung konzentriert, wurde angewiesen, die sowjetischen Truppen im Baltikum zu vernichten und durch die Einnahme der Ostseehäfen, einschließlich Kronstadts und Leningrads, die sowjetische Ostflotte ihrer Stützpunkte zu berauben. Die stärkste Gruppe, die Heeresgruppe Mitte unter dem Befehl von Generalfeldmarschall Feder von Bock, hatte die Aufgabe, die sowjetischen Truppen in Belorussland zu zerschlagen und danach den Angriff in Richtung Smolensk und Moskau vorzutragen.
 
Die Heeresgruppe Süd unter Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt sollte in Richtung Kiew mit der Absicht angreifen, die sowjetischen Truppen in der Westukraine zu vernichten, sich der Dneprübergänge im Raum Kiew und südlich davon zu bemächtigen und den Angriff östlich des Dnepr zu sichern.

Den vom Territorium Finnlands aus vorstoßenden deutschen und finnischen Truppen wurde die Aufgabe gestellt, Schläge gegen Murmansk, Petrosawodsk und Leningrad zu führen. Von Rumänien aus sollten deutsche und rumänische Truppen in Richtung Winniza und Odessa vordringen.

Der Plan »Barbarossa« sah vor, die Offensive gleichzeitig auch in anderen Richtungen zu führen, um zu verhindern, »dass der Gegner mit kampfkräftigen Teilen frühzeitig ausweicht und sich seiner Vernichtung westlich der Dnepr-Düna-Linie entzieht« (22). Die Aggression gegen die UdSSR war als ein Blitzfeldzug von äußerster Härte geplant. Die Zerschlagung der Sowjetunion sollte bis Anfang des Winters 1941/42 abgeschlossen sein.

Damit hatte das faschistische Deutschland, das ausgesprochene Klasseninteressen des deutschen Imperialismus verfolgte und sich gründlich auf die Aggression gegen die UdSSR vorbereitet hatte, eine an Menge, Stärke und Kampfkraft noch nie dagewesene Aggressionsarmee aufgeboten. Den faschistischen Führern und vielen bürgerlichen Politikern schien es, dass die Wehrmacht nur noch die vorgezeichnete Siegesstraße entlang zu ziehen brauchte. Die faschistische Armee stellte die Stoßtruppe des Antikommunismus dar. Vom Gift des Chauvinismus und Rassismus benebelt, war sie auf die Versklavung anderer Länder und Völker, auf die Eroberung der Weltherrschaft vorbereitet. Doch die Eindringlinge erwartete eine unvermeidliche Niederlage; neue Faktoren wurden wirksam, die den Ausgang des gesamten zweiten Weltkrieges entscheiden sollten.

Anmerkungen
17  Siehe Le testamente politique de Hitler, hrsg. von Hugh R. Trever-Roper, Paris 1959, S. 61.
18  Internationaler Militärgerichtshof Nürnberg (im folgenden: IMG), Bd. 36, Nürnberg 1949, S.300f., Dok. 305 EC.
19  Fall Barbarossa, S. 362, Dok. 111.
20  Ebenda, S. 141, Dok. 36.
21  Siehe Geschichte des zweiten Weltkrieges, Bd. 4, S. 31.
22  Fall Barbarossa, S. 153, Dok. 39.

Quelle: Der zweite Weltkrieg 1939-1945. Kurze Geschichte. Dietz Verlag Berlin 1985.
Kapitel 4: Die Vorbereitung des bewaffneten Überfalls der faschistischen Wehrmacht auf die Sowjetunion.

09.06.2011, Bereitstellung von Reinhold Schramm

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