Arbeitskämpfe in ‘Deutschlands Volksgemeinschaft’ 2010

Eine sozialdemokratische und sozialpartnerschaftliche BDA-DGB-Erfolgsgeschichte für die ökonomische und gesellschaftspolitische Administration der Bourgeoisie und Aktionäre: Eine noch deutlichere Anpassung an die Bedürfnisse des deutschen EU-Kapitals und ein noch weiterer Rückgang der Arbeitskämpfe im Jahr 2010.

Im Jahr 2010 ist die Zahl der Streikenden und der durch Arbeitskämpfe ausgefallenen Arbeitstage im Vergleich zum Jahr 2009 deutlich zurückgegangen. Mit rund 120.000 Streikenden – bei rund 28 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte* – hat sich die Zahl der an Streiks und Warnstreiks beteiligten Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr (2009: rund 400.000 Streikende) auf weniger als ein Drittel verringert.
Das Arbeitskampfvolumen schätzt das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung für das Jahr 2010 auf rund 173.000 wegen Streik und Warnstreik ausgefallene Arbeitstage. Auch dies ist ein deutlicher Rückgang gegenüber 398.000 Streiktagen des Jahres 2009 und stellt das niedrigste Streikvolumen seit 2005 dar.

Die offizielle Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) bestätigt den Trend der Beteiligung an Arbeitskämpfen nach unten. Die BA-Statistik weist lediglich 12.936 Streikende für 2010 aus – gegenüber 28.281 Streikenden für 2009. Als Arbeitskampfvolumen registriert die Bundesagentur für Arbeit für 2010 lediglich 25.917 durch Arbeitskämpfe ausgefallene Arbeitstage – gegenüber 63.709 ausgefallene Arbeitstage im Jahr 2009.
„Die offizielle Streikstatistik offenbart einmal mehr erhebliche Lücken, die vor allem auf einer systematischen Untererfassung des tatsächlichen Arbeitskampfgeschehens beruhen“, sagt der WSI-Arbeitskampfexperte Dr. Heiner Dribbusch. „Die auf Gewerkschaftsangaben, Zeitungsberichten und eigenen Recherchen basierende Bilanz des WSI ist der Versuch, diese Lücke zu schließen.“
Mit Blick auf 2011 sieht der WSI-Forscher bislang keine Anzeichen für Großkonflikte. Von den noch offenen Tarifrunden berge die im Einzelhandel ein schwer einzuschätzendes Konfliktpotenzial, weil hier die DGB-Gewerkschaft auf durchaus konfliktbereite Unternehmerverbände träfe. Ob einzelne Streiks im Jahr 2011 in die breite Öffentlichkeit dringen werden, bleibe abzuwarten.
Vgl.: WSI-Arbeitskampfbilanz 2010. Deutlicher Rückgang der Arbeitskämpfe im Jahr 2010.
http://www.boeckler.de/320_113636.html
Nachtrag: – 27.710.487 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte* – 5 Tage Woche: 230 Arbeitstage pro Kalenderjahr. – 6 Tage Woche: 280 Arbeitstage pro Kalenderjahr. – Vollzeitbeschäftigung: 22.268.615* (Männlich: 14.360.840. Weiblich: 8.461.624) * Beschäftigungsstatistik des Jahres 2010 Statistisches Bundesamt Deutschland: www.destatis.de

Annäherung an die Realität der Arbeitskämpfe in Deutschland 2010:

22.268.615 × 230 × 480 = 2.458.455.096.000 Minuten
173.000 × 480 = 83.040.000 Minuten

Arbeitstage in Vollzeitbeschäftigung: 5.121.781.450 Arbeitskampftage: 173.000 im Jahr 2010.
‘Durchschnittlicher’ Arbeitskampf in Deutschland 2010: unter 3 Minuten und 42 Sekunden.

05.05.2011, Reinhold Schramm

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