Zeitarbeit und Leiharbeit: Die Kluft zwischen unten und oben wächst noch weiter

Das “mittlere” Monatseinkommen für Leiharbeiter liegt bei 1393 Euro.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat eine “harte Zahl” vorgelegt: Das mittlere Einkommen einer Vollzeitkraft in der Zeit- und Leiharbeit betrug 2009 gerade einmal 1393 Euro im Monat – brutto und inklusive aller Zuschläge und Jahresleistungen. Viele Zeit- und Leiharbeitskräfte arbeiten in der Industrie, wo die “mittleren” Löhne der Stammarbeitskräfte mehr als doppelt so hoch sind.  

Die meisten Zeit- und Leiharbeiter haben eine Ausbildung. Sie verdienten oft weniger als unqualifizierte Festangestellte. Das “mittlere” bzw. “durchschnittliche” Gehalt von Leiharbeitern liegt monatlich um rund 900 Euro unter dem Einkommen von allen Fest-Beschäftigten ohne Berufsabschluss.

Diese große Lohnkluft erklärt auch, warum es für Firmen so interessant ist, Leiharbeiter anzuheuern.**

In der Pflege oder der Druckindustrie werden “Stammbeschäftigte entlassen und für dieselbe Tätigkeit als Leiharbeitnehmer zu viel geringeren Löhnen eingestellt”, sagte Margret Mönig-Raane von der Gewerkschaft Verdi. Dagegen helfe nur ein Gesetz, das gleichen Lohn für gleiche Arbeit vorschreibe.

Laut BA ist insgesamt der Anteil der Geringverdiener auf mehr als 20 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland angestiegen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch andere Studien.

Die Realeinkommen der ärmsten Bevölkerungsteile in Deutschland sind seit 1999 um zehn Prozent gesunken, die Einkünfte der reichsten fünf Prozent dagegen um 23 Prozent gestiegen. [1]  

**Der Multimillionär und BDA-Unternehmerpräsident Dr. Dieter Hundt: “Aufschwung am Arbeitsmarkt schafft Chancen für Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte”. Und: “Ich warne davor, die bestehenden Chancen für Arbeitslose aus ideologischen Gründen zu verbauen. Flexible Beschäftigungsformen dürfen nicht eingeschränkt und die Zeitarbeit als Jobmotor nicht abgewürgt werden.” [2]  

Ein FR-Leser-Kommentar: “Es gibt ja leider keine ernst zunehmende Partei mehr, die gegen Leiharbeit ist. Da kann man nicht mal mehr das kleinere Übel wählen.” [1]

Quelle: [1] Frankfurter Rundschau – am 17.01.2011. Leiharbeit: Die Kluft wächst.
http://www.fr-online.de/wirtschaft/die-kluft-waechst/-/1472780/5820906/-/index.html
[2] **BDA – Presse-Information Nr. 001/2011, 04. Januar 2011.
http://www.arbeitgeber.de/www/arbeitgeber.nsf/id/DE_Aktuelles_2011

Empfehlung:
Lohndifferenz – “mit” und “ohne”* Tarifvertrag!

(*Und für die Ausbeutung der Zeitarbeit und Leiharbeit gibt es noch weniger!)
http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/kombilohn/niedrtarif.pdf

17.01.2011, Reinhold Schramm

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