Weltanschauung, „moderne“ Anthropologie, revolutionäres Denken

Zurück zur Anthropologie?

Von Otto Finger

Wenn freilich heute ein „Zurück zur Anthropologie“ eine Grundtendenz bürgerlich-philosophischen Denkens kennzeichnet und damit nicht, wie es gern von sich behauptet, „über Marx hinaus“, sondern hinter ihn zurückführt, dann ist dies eine der charakteristischen ideologischen Abwehrreaktionen auf die marxistisch-leninistische Philosophie insgesamt, vornehmlich aber ihrer Revolutionstheorie. Denn in ihr sind alle rationellen theoretischen Ansätze des anthropologischen Materialismus Feuerbachs und des dialektischen Idealismus Hegels – der Höhepunkte progressiv bürgerlicher Versuche, die Stellung des Menschen zur Welt zu bestimmen – aufgehoben, dialektisch negiert. In welcher Weise Marx, Engels und Lenin gerade mit der wissenschaftlichen Begründung der sozialistischenRevolution diese kritische Aufhebung vollzogen haben, wird zu belegen sein. Eine Wiedergeburt der alten Anthropologie und des idealistisch-abstrakten Humanismus ist nur mehr als weltanschaulicher und – im praktischen Effekt – als politischer Rückschritt hinter das moderne Epochenbewusstsein, die sozialistische und revolutionäre Ideologie der Arbeiterklasse, möglich.

Was ist das – der Mensch?“ Eine in der BRD erschienene Publikation mit dieser Überschrift trägt den Untertitel „Beiträge zu einer modernen Anthropologie“ [1/3]. Mediziner, Biologen, Anthropologen, Juristen, Pädagogen nehmen zu einer Reihe höchst wichtiger Probleme Stellung, zu weltanschaulichen und ethischen Konsequenzen neuester naturwissenschaftlicher Entdeckungen, technischer Errungenschaften, auch zu sozialen Problemen der imperialistischen Gesellschaft. Unsere obigen uralten philosophischen Fragen tauchen hier in Titeln wie den folgenden auf: „Der Mensch – das Maß aller Dinge?“, „Der Mensch – ein Ebenbild Gottes“, „Der Mensch – ein Mängelwesen?“, „Der Mensch als Objekt eigener Planung“, „Der Mensch und das Ende seiner Menschlichkeit“ usf. – Die in diesen Aufsätzen vertretenen Standpunkte sind einigermaßen repräsentativ für das weltanschauliche Denken weiter Kreise humanistisch gesinnter bürgerlicher Naturwissenschaftler, imperialismuskritisch gestimmter Intellektueller. Freilich auch symptomatisch für ein unaufhebbares Dilemma. Ihre Verhaftung an die Ideologie und Praxis eben der spätbürgerlichen Gesellschaft, auf deren katastrophale Tendenzen der Inhumanität sie – oft ungewollt – aufmerksam machen, verbietet ihnen, den Standpunkt der Philosophie und der sozialen Kraft einzunehmen, von deren revolutionärer Aktion einzig die Bändigung der imperialistischen Barbarei zu vollbringen ist, den Standpunkt der materialistisch-dialektischen Philosophie und der Arbeiterklasse. Weil die Auffassungen der Humangenetiker, Verhaltensforscher, Physiologen, Psychiater, Kirchenhistoriker, Rechtssoziologen – trotz aller Divergenz – im genannten Punkt zusammenfallen und zugleich so etwas wie eine Pseudoalternative zur historisch unausweichlichen sozialistischen Umwälzung des imperialistischen Herrschaftssystems formulieren, sei hier auf einige charakteristische Momente hingewiesen.

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Der namhafte Mediziner Karl Heinrich Bauer fordert dazu auf, zwischen Fortschritt und Fortschrittsrisiken abzuwägen, macht auf die grotesk unterschätzten, weil alltäglich gewordenen Opfer von Mechanisierung, Maschinisierung und Motorisierung aufmerksam (in der BRD Ende der sechziger Jahre fast eine halbe Million Tote in deren Gefolge) und bezeichnet schließlich als die drei großen Bedrohungen der Menschheit: Erstens die rapide Zunahme der Weltbevölkerung mit der Gefahr der Welthungersnot, zweitens den Krebs als Schädigung durch „Noxen aus Stoffen, die er (der Mensch, O. F.) Selbst synthetisiert, Kräfte aus Strahlen, die in der freien Natur nicht vorkommen, alles zugleich Noxen, für die der Mensch keinerlei Schutzinstinkte und keine Abwehrmaßnahmen besitzt.“ [2/4] Drittens schließlich käme die größte Bedrohung durch die Atomenergie, mit dem Problem des Atommülls, der Gefahr der genetischen Schädigung und, als Hauptgefahr, der atomaren Kriegführung: „Zum ersten Male gipfelt der naturwissenschaftlich-technische Fortschritt in seinen letzten Konsequenzen in der apokalyptischen Möglichkeit der Zerstörung allen Lebens auf diesem Planeten durch die eigene Hand des Menschen …“ [3/5]

Der Chirurg und Krebsforscher begibt sich nun auf philosophisches Gebiet, wenn er Dynamik und Perspektive der geschilderten Prozesse, ihre Fortschritte und Risiken einschätzt. Was dem zugrunde liegt, ist in der Tat charakteristisch spätbürgerlicher Anthropologismus, Abstrahieren vom konkret-geschichtlichen, vom gesellschaftlichen des Menschen, Reduktion der ganz handgreiflich politisch und sozial bestimmten Situation der Naturwissenschaft und Technik im Imperialismus auf Wesensäußerungen des Menschen schlechthin, eines „Archetyps“ vom Menschen.

Seit der ersten technischen Großtat der Menschheitsgeschichte, der Feuererzeugung, der im Mythos des Prometheus versinnbildlichten Wende vom Urmenschen zum Kulturmenschen, sei die menschliche Grundsituation dieselbe geblieben. „Prometheus, der ,Vordenker’, hat einen Bruder Epimetheus, den ,Alles-nachher-Bedenkenden’. Ihm führen die Götter aus Rache für den Feuerraub Pandora, die ,Allesdenkende’, zu, nicht ohne Mitgift. Ihrer randvollen Büchse entweichen beim erstmaligen Öffnen alle Nöte und Laster und halten damit Einzug in die irdische Welt. Nur die Hoffnung bleibt zurück. So ist es bis heute geblieben. Prometheus und Epimetheus repräsentieren den gefahrsuchenden und den gefahrduldenden Archetyp des Menschen. Immer noch personifizieren Pandora – Töchter die Verführung zum Laster, und noch immer gilt das Dichterwort: ,Beschließt er im Grabe den müden Lauf, noch am Grabe pflanzt er die Hoffnung auf’.“ [4/6]

Die Art von Hoffnung, die solcher Anthropologie entspringt, ist in der Tat gespenstisch. Bauer beschließt seine Erwägungen über die katastrophalen Risiken modernen naturwissenschaftlich-technischen Fortschritts – der ein „eigengesetzliches Phänomen menschliches Geistes“ sei – mit den Worten: „Ja selbst, wenn als Alternative ein atomarer Schlag und Gegenschlag das Leben auf diesem Planeten für erhebliche Zeit vernichten sollten, so bleibt doch die Hoffnung, dass irgendwo im Himalaya, im Kaukasus, in den Pyrenäen oder in den Anden nHöhlenflüchtlinge am Leben bleiben. Sicher würden sie sich zunächst gegenseitig mit Steinen bewerfen, aber wieder würde ein neuer Prometheus erstehen und der Fortschritt würde von neuem beginnen.“ [5/7]

Dass der emeritierte Medizinprofessor sich mit solchen weltanschaulichen Sätzen, solchem anthropologischen Rückgriff auf griechische Mythologie und altes Testament als Apologet der finsteren Reaktion, der imperialistischen Politik betätigt, wird ihm kaum bewusst sein. Auch nicht, dass deren – durch ganz handgreifliche Profitinteressen und Herrschaftsbedürfnisse der Monopolbourgeoisie erzeugte – Barbarei und Inhumanität sich kaum eine gründlichere Verschleierung wünschen könnte, indem hier eine völlig unverwechselbar imperialistische Menschheitsbedrohung zum Ausfluss des Wesens des Menschen verflüchtigt und damit zugleich legalisiert wird. Dass er schließlich eine imperialistisch-reaktionäre Alternative zum in der proletarischen Revolution eingeschlossenen Menschheitsfortschritt formuliert und sich so zum ebenso primitiven wie fatalen Werkzeug imperialistischer ideologischer Manipulation macht. Das geschichtlich konkreteste, verhängnisvollste „Gefahrsuchen“ wurzelt im kriegswütigen, expansionistischen Abenteurertum der imperialistischen Bourgeoisie, deren aggressiver Aktionsradius durchaus dadurch mit ermöglicht wird, wie weit es gelingt, die Volksmassen in die Rolle des Epimetheus, des „gefahrduldenden Archetyps des Menschen“ zu zwängen.

Was so wegen der weltanschaulichen Allgemeinheit der Fragestellungen auf den ersten Blick wie höchst abstrakte politische Abstinenz anmutet, entpuppt sich als sehr konkrete, politisch relevante, ideologisch überaus gefährliche Stellungnahme, verbreitet spätbürgerliche Krisenangst in einem Atemzuge mit der Rechtfertigung und Mystifikation ihrer realen Ursachen: Es ist charakteristisch religiös-idealistisches, spätbürgerliches Bewusstsein der Ohnmacht, der Resignation, des hoffnungslosen Wegs in den Abgrund.

Der Tierpsychologe Otto Koehler erörtert unter der Überschrift „Der Mensch – ein besseres Tier“ jene Tendenz, in welcher der Mensch seine eigene Ausrottung beschleunigt, etwa in Gestalt der „Wohlstandsverwahrlosung“, der Verschleuderung des Erbgutes durch bloße Bekämpfung der Symptome von Erbkrankheiten usf. Durch Sprache und Denken zum „besseren Tier“ geworden, bezahle er freilich diesen Gewinn mit dem Verlust tierischer Instinktsicherheit und versuche sie, durch neue, sprachgebundene Mittel, wie Religion, Moral, Sitte wiederzugewinnen. Wo diese Mittel nicht hinreichten, würden auch staatlicher Zwang, juristische Gesetze, gerichtliche Sanktionen versagen. Es heißt dann: „So ist das geistig höchststehende Geschöpf das gefährdeste von allen. Nur dann kann es überleben, wenn alle, die sich heute bekriegen, Ideologen, Rassen, Staatsformen, Stände, Berufe, Parteien und Fakultäten, sich – spät genug – miteinander vertragen. Nur einträchtiges Zusammenstehen und verantwortungsvolles Anwenden der Erkenntnisse moderner, gerade auch naturwissenschaftlicher, insbesondere biologischer Forschung sichern uns Brot und Wasser nebst allem, was der Mensch sonst noch unabdingbar zum Leben braucht, und kann uns in letzter Stunde vor der drohenden Selbstausrottung bewahren.“ [6/8]

Obzwar von ganz anderen naturwissenschaftlichen Problemen und einem ganz anderen – behavioristischen – Typ ihrer philosophischen Fehlinterpretation ausgehend, mündet das weltanschauliche Fazit des zitierten Verhaltensforschers in einem ganz ähnlichen ideologischen Effekt wie das philosophische Fehlurteil des Mediziners. Erstens kommt er zur Denunziation unheilbarer Gebrechen der imperialistischen Welt, hier in der Formel von der „Selbstausrottung“ des Menschen mystifiziert. Zweitens wird ein in seinem Illusionismus und angesichts der unaufhebbaren Klassenwidersprüche der spätbürgerlichen Gesellschaft geradezu groteskes Heilmittel verkündigt: das „einträchtige Zusammenleben“. Das dumme Gebot des „Seid nett zueinander“ könnte im Angesicht der Ernsthaftigkeit der wirklichen gesellschaftlichen Probleme, der tödlichen Gefahren, die das – dank Lenin – präzis definierbare imperialistische Herrschaftssystem für die Massen der arbeitenden Menschen heraufbeschwört – dieses Schlagwort könnte den unvorstellbar antiquierten Standpunkt vom Heil durch Eintracht kaum deutlicher machen. Bloße politische Hilflosigkeit, nur ideologische Naivität, nur weltanschaulicher Primitivismus?

Die Wirkung solcher Predigt des „sozialen Friedens“ – die Lenin am Beginn des 20. Jahrhunderts schon als Fetisch des „innerlich-verfaulten Liberalismus“ und des damaligen Revisionismus entlarvte – ist keineswegs zu verharmlosen.

Die Dummheit eines ideologischen Arguments kann in der spätbürgerlichen Gesellschaft durchaus konform gehen mit der Intensität seiner Verbreitung. Die theoretische Hilflosigkeit paart sich vielmehr im zitierten Falle mit handfester Hilfestellung für die Fortexistenz jenes Systems, das die Idee der Selbstausrottung des Menschen als falschen ideologischen Reflex auf seinen geschichtlich notwendigen Untergang produziert.

Diese Hilfeleistung liegt in der Formierung eben der bezeichneten Scheinperspektive und Pseudoalternative zur Revolution. Auf seine Weise entspricht Koehler einem Moment imperialistischer Formierungsideologie, der Systemstabilisierung durch Ausschaltung des sich „Bekriegens“ sozialer Gruppen, des Versuchs, die Wirkungen der Klassenwidersprüche abzufangen.

Der Psychologe Hans Schäfer bezieht in „Der Mensch und das Ende seiner Menschlichkeit“ politisch akzentuierter als die vordem genannten Naturwissenschaftler zur Frage der Humanität in unserer Epoche Stellung. Deutlicher kommt hier das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft zur Sprache, ist von Moral und Menschenbild im sozialen Bezug die Rede, fallen die Worte Ideologie und Revolution im Zusammenhang mit der Humanität. Schäfer spricht von „Schrittmachern der Revolution“ als solchen Individuen, „die sich in der gewandelten Umwelt nicht mehr zurechtfinden, sich nicht in ihr wohl fühlen und also auf Grund ihres Andersseins eine andere Weltordnung als Wunschbild vor Augen haben, diese dann auch bald fordern und damit zum Schrittmacher einer Revolution werden.“[7/9] Dieses „beunruhigende Phänomen“ sei entweder durch Versagen der Kindeserziehung durch Eltern und Gesellschaft oder durch eine rasche Veränderung der äußeren Welt, in der gerade die traditionellen Erziehungsmethoden jene beunruhigenden Schrittmacher der Revolution heranbilden, solche „entarteten Zeitgenossen“, Abweichungen von den Normbildern der Gesellschaft, Indikatoren dafür, „dass die Fundamente der Menschlichkeit selbst, des Sollbildes vom Menschen ins Wanken geraten sind.“ [8/10] Um nun das Amoralische und Unmenschliche – Schäfer nennt hier den Nationalsozialismus und die amerikanische Vietnamaggression [9/11] – abzuwenden, sei „es vonnöten, das stets neu Errungene mit einer neuen gesellschaftlichen Moral zu handhaben“. Dies wiederum würde voraussetzen, „dass der Mensch seine Umwelt technisch besser plant, als er das derzeit tut, d. h. eine Erziehung und Menschenbildung entwickelt, welche auf die Zukunft zielt.“ [10/12]

Es fehlt {…} wie Schäfer betont, ein rationales, kluges Zukunftskonzept. Millionen Menschen würden einer gesellschaftlichen Ächtung überlassen, in die sie durch „Erziehungsfehler“ gebracht würden. Darum tue eine Bildungsplanung im umfassenden Sinne not, nicht bloß Bildungsplanung wissenschaftlicher Lehranstalten.

Was hier versucht wird, ist im Grunde die Wiederbelebung einer im 18. Jahrhundert durchaus fortschrittlichen Idee, eines Ideals der bürgerlichen Aufklärungsphilosophie: Vervollkommnung der menschlichen Gesellschaft durch den Sieg der Vernunft und die Einführung humanistischer Erziehungssysteme. Sicherlich kann solche Aktivierung von philosophischen und sozialkritischen Motiven aus der Aufstiegsphase des Bürgertums Element einer Kritik am spätbürgerlichen Verfall von Kultur, Wissenschaft und Zivilisation sein. Eine Chance auf Realisierung hatten solche Konzepte freilich schon im 18. und 19. Jh. nicht; kein einziges, aus idealistischem Missverstand der Triebkräfte und Widersprüche vorsozialistischer Geschichte geborenes Programm der Veränderung der Gesellschaft ist realisiert worden. Und gar in der imperialistischen Gesellschaft, bei Fortbestand der Verfügungsgewalt des Monopolkapitals über alle wesentlichen materiellen Produktionsmittel und geistigen Produktivkräfte – eingeschlossen die Wissenschaft und eingeschlossen die Masse aller Bildungselemente – eine solche humanistische Bildungsplanung zu erwarten, ist eine auf die Spitze getriebene Utopie. Und wenn Schäfer schließlich das von ihm geforderte neue, auf die Zukunft orientierte Konzept der Menschlichkeit glaubt jenseits der sozialistischen Ideologie entwickeln zu können – marxistische und christliche Ideologie wären gleichermaßen mit Antihumanismus gekoppelt [11/13] – so begibt er sich der einzigen realen Möglichkeit, der wirklichen imperialistischen Antihumanität den perspektivgewissen Kampf ansagen zu können.

Die imperialistische Gesellschaft wird nicht – dies sehnt Schäfer herbei – einen „neuen Moses“ hervorbringen, eine neue moralische Gesetzgebung, mit der, wie er meint, das gesellschaftliche, wissenschaftliche, ökonomische und politische Verhalten durch Vernunft korrigierbar würde.«

Anmerkungen

1/3 Was ist das – der Mensch? Beiträge zu einer modernen Anthropologie, München 1968.

2/4 Ebenda, S. 19.

3/5 Ebenda, S. 20.

4/6 Ebenda, S. 13.

5/7 Ebenda, S. 26.

6/8 Ebenda, S. 66.

7/9 Ebenda, S. 161.

8/10 Ebenda, S. 163.

9/11 »Wir bemerken „mit Entsetzen in der amerikanischen Gegenwart, bei weitem nicht so ruchlos und nicht so absolut (wie in der nationalsozialistischen Vergangenheit; O. F. – womit Schäfer sicher irrt), aber mit den gleichen soziologischen Kennzeichen einer Entfremdung zwischen technischer Welt und gesellschaftlicher tat (zu), dass man in Vietnam die Vernichtungswaffen gründet, welche eine alte Welt von Sollvorstellungen zu ihrem Schutze einsetzen zu müssen glaubt, obgleich die andere Welt diese unsere Sollvorstellungen nicht teilt.“ (Ebenda, S, 164) Die Verurteilung der Aggression, das Entsetzen, das sie bei humanistisch gesinnten bürgerlichen Wissenschaftlern auslöst, geht einher mit einer total verkehrten Einschätzung ihrer Antriebe. Ihre ideologische Rechtfertigung durch diejenigen, die sie entfesseln, als Rettung „abendländischer Werte“ (Schäfers „Welt der Sollvorstellungen“) wird verwechselt mit ihrem wirklichen Grund, der so im Dunkeln bleibt.«

10/12 Ebenda, S. 165.

11/13 »Auch die marxistische Ideologie hätte individuelle Rechte zugunsten einer „abstrakten Gesellschaftlichkeit und der Realisierung dieses Gesellschaftsideals in der Zukunft“ unterdrückt (ebenda, S. 167), Schäfer nimmt damit ein recht betagtes Argument existenzialistischer, speziell Sartrescher, Marxismusfälschung auf.« (O. F.)

Quelle: Philosophie der Revolution. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1975. Studie zur Herausbildung der marxistisch-leninistischen Theorie der Revolution als materialistisch-dialektischer Entwicklungstheorie und zur Kritik gegenrevolutionärer Ideologien der Gegenwart. Autor: Otto Finger. Vgl.: 1.2. Zurück zur Anthropologie?, in: 1. Kapitel: Weltanschauung, „moderne“ Anthropologie, revolutionäres Denken.

01.06.2012, Reinhold Schramm (Bereitstellung)

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