Nazi-Anschlag auf sowjetisches Ehrenmal in Treptow
Unbekannte haben in der Nacht zum Sonntag das sowjetische Ehrenmal im Berliner Ortsteil Tiergarten mit Hakenkreuzen und Beleidigungen beschmiert. Das teilte ein Sprecher der russischen Botschaft in Berlin der Agentur RIA Novosti mit. Botschafter Vladimir Kotenev kündigte eine Protestnote an.
Am Sonntag versammelten sich vor dem Ehrenmal mehrere Hundert Veteranen, deren Angehörige und Gäste, um den 65. Jahrestag des Sieges der Roten Armee über den Faschismus zu feiern. Auf großen Bildschirmen wurde die Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau übertragen. Die beiden mutmaßlich von Neonazis beschmierten Seiten des Monuments wurden vor der Feier mit dunklen Rechtecken beklebt.
Bereits am Vortag hatte die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) am Ehrenmal der Befreiung gedacht. »Gegründet von den Überlebenden der Zuchthäuser, Konzentrationslager und Zwangsarbeiterlager, den WiderstandskämpferInnen und ins Exil Getriebenen, gegründet von Menschen, deren Angehörige von den Nazis ermordet wurden, die als PartisanInnen oder als SoldatInnen der Alliierten für den Sieg über die Nazi- Barbarei gekämpft hatten, ist dieser Tag für uns ein Tag der Freude, für die Befreiten ein zweiter Geburtstag. Der 8. Mai 1945 war der erste Tag des Friedens für Millionen von Menschen in den von der Wehrmacht überfallenen Ländern, das Ende des Vernichtungskrieges an der Zivilbevölkerung, das Ende des systematischen Mordens an Millionen Juden, an Sinti und Roma. Er öffnete endgültig die Tore der Gefängnisse, Konzentrationslager und Zwangsarbeiterlager. Alle Menschen, die nicht in das Weltbild der nazistischen „Herrenrasse“ passten, konnten aufatmen«, schrieb die Organisation dazu in einer Pressemitteilung. Zugleich kritisiert sie weiter: »Das offizielle Deutschland und seine politischen und gesellschaftlichen Repräsentantinnen und Repräsentanten tun sich auch 65 Jahre später immer noch schwer damit, den 8. Mai 1945 als das zu sehen, was er ist: der Tag der Befreiung vom Hitler-Faschismus. Nicht der “Zusammenbruch” oder eine “Stunde Null”, sondern der militärische Sieg der Alliierten, allen voran der Sowjetunion, ermöglichte den Aufbau einer friedlichen Nachkriegsordnung in Europa. Für die AnhängerInnen und MitläuferInnen des deutschen Faschismus und auch für viele Menschen in der alten BRD blieb der 8. Mai für Jahrzehnte der Tag des „Zusammenbruchs und der Niederlage«. Erst 1985, zum 40. Jahrestag, habe der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker den 8. Mai auch als den Tag der Befreiung bezeichnet, aber bis heute ist er in Deutschland kein offizieller Feiertag, kritisiert die VVN.