Imperialismus. Landnahme und die Vernichtung der Existenzgrundlagen der werktätigen Bevölkerungen Afrikas

Der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, bezeichnete es als „sehr beunruhigend“, dass Hegdefonds und anderen Spekulanten in Afrika allein in einem Jahr Flächen gekauft hätten, die in etwa der Größe Frankreichs entsprechen. „Es ist weder gerecht noch nachhaltig, wenn Gemeinden Agrarland gestohlen wird oder für den Export produziert wird, wenn um die Ecke Hunger herrscht“, erklärte Annan.

 

Nach den Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), fließen Jahr für Jahr rund 271 Milliarden Euro in die staatliche Stützung für die Landwirtschaft. Laut Oxfam ist diese Summe rund 80 Mal höher als die für ‘Entwicklungshilfe’ im Agrarsektor gezahlten Gelder. Diese seien in den vergangenen zwei Jahrzehnten um rund 70 Prozent gesunken. [1]

  

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat Teile Somalias zur Hungerkrisenregion erklärt. In weiten Teilen der Bevölkerung herrscht akuter Nahrungsmittelmangel. Mehr als 30 Prozent der Somalis sind Unterernährt. Von 10.000 Menschen sterben täglich mehr als zwei an Hunger.

 

Auch in anderen Regionen Ostafrikas ist die Ernährungssituation dramatisch. Insgesamt sind 12. Mio. Menschen betroffen.- »Nach FAO-Angaben wurde die Region zuletzt von zwei niederschlagsarmen Regenzeiten hintereinander getroffen, was zum trockensten Jahr seit 1950/51 führte. Hohe Getreidepreise auf den lokalen Märkten, eine übermäßige Sterblichkeit des Viehbestands, kriegerische Auseinandersetzungen und ein beschränkter Zugang zu Hilfslieferungen haben die Situation verschärft. {…}« [2]

  

»Heute können wir beobachten, dass Investoren, die bisher nichts mit Landwirtschaft zu tun hatten, plötzlich in Land investieren. {…} Aktienfonds suchen die schnelle Rendite über die knapper werdende Ressource Land und sichern sich Flächen, bevor die Preise steigen. Andererseits versuchen Staaten mit großer Bevölkerungsdichte, langfristig die Nahrungsmittelversorgung abzusichern.« –

 

Marc Ravalomanana von Madagaskar hatte mit dem koreanischen Multi Daewoo einen geheimen Pachtvertrag über 99 Jahre über 1,3 Mio. Ha Ackerland ( bzw. 13.000 km²) abgeschlossen. Daewoo wollte dort Mais für die Lebensmittelversorgung der eigenen Bevölkerung und Ölpalmen für Agrosprit anbauen. „Wir möchten dort Mais pflanzen, um unsere Nahrung zu sichern. Lebensmittel können eine Waffe sein auf dieser Welt.“ (Daewoo Manager Jong-wan) –

 

Über 465.000 Ha (bzw. über 4.650 km²) wurden in Madagaskar an den indischen Varun International Konzern für den Anbau von Reis verpachtet. Deutsche und österreichische Großgrundbesitzer sichern sich Wälder in Rumänien und Bulgarien weil sie voraussehen, dass mit dem Aufschwung von Alternativenergien die Nachfrage nach Holz steigen wird. Im Argentinischen Patagonien wurden 8 Mio. Hektar Land (80.000 km²) verkauft. »Privatinvestoren haben damit auch die Rechte über Wasser-, Öl- und Gasressourcen erworben.« –  

 

»Ziel solcher Investitionen ist aber vor allem Afrika. So übt die dünn besiedelte Region Gambela im westlichen Äthiopien eine besondere Anziehung auf Investoren, vor allem aus Indien, aus.« –

 

Aber auch andere Investoren sind in Äthiopien unterwegs. So hat die Regierung Anfang 2010 die Verpachtung von 22.000 Ha (220 km²) an die National Bank of Egypt (NBE) bewilligt. Der Staat Djibouti hat 3.000 Ha (30 km²) in Bale erworben. Saudi Star Pic, ein Konzern des Milliardärs Scheich Mohamed Al Amudi, hat 10.000 Ha (100 km²) für Reis bekommen, der für Saudi Arabien bestimmt ist. Ein Investor aus der VR China soll in der Dem. Rep. Kongo 2.800.000 Ha (28.000 km²) für die weltgrößte Palmölplantage erworben haben. Südkorea hat im Sudan 690.000 Ha (6.900 km²) für Weizen gepachtet. Die Vereinigten Arabischen Emirate bauen im Sudan auf über 400.000 Ha (über 4.000 km²) Mais, Bohnen, Alfalfa Gras, Kartoffel und Weizen an, Ägypten auf etwa der gleichen Fläche, Weizen. –

 

»Das International Food Policy Research Institute (IFPRI) schätzt, dass in den letzten 3-4 Jahren 15 bis 20 Mio. Ha Ackerland in E-Ländern ausländischen Investoren verkauft, verpachtet oder versprochen wurden. Dazu kommen noch 10 Mio. Ha, die SA in der Dem. Rep. Kongo für Mais und Sojabohnen beanspruchen wollen.« –

 

»Der International Fund for Agricultural Development (IFAD) weist zurecht darauf hin, dass die größten Investoren in der Landwirtschaft die rund 500 Millionen Kleinbauernfamilien sind, die mehr als zwei Milliarden Menschen, fast ein Drittel der Menschheit, ernähren und 80 Prozent aller Nahrungsmittel produzieren, die in den sog. Entwicklungsländern konsumiert werden. Trotzdem werden sie in aller Regel vernachlässigt und können von staatlichen Subventionen, wie sie ausländischen Investoren angedient werden, nur träumen. Sie brauchen nichts anderes als Rechtssicherheit, Zugang zu Wasser und Krediten, Beratung, angepasster Technologie und zu den Märkten. {…}« [3]

[Auszug.]

 

Quellen: [1] top agrar online, 07.07.2011.

Kofi Annan warnt vor Landnahme in Afrika.

http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Kofi-

Annan-warnt-vor-Landnahme-in-Afrika-412344.html

[2] top agrar online, 25.07.2011.

Hungersnot am Horn von Afrika spitzt sich zu.

http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-

Hungersnot-am-Horn-von-Afrika-spitzt-sich-zu-428899.html

[3] Die aktuelle Jagd nach Land. Von Ralf Leonhard.*

http://land-grabbing.de/fileadmin/landnahme/landnahme_

02_FILES/Ralf_Leonhard_Einführung_Land_Grabbing_

18_11_2010_Berlin.pdf

Die Verdammten ohne Erde-   Die neue Landnahme in Afrika,

Asien und Lateinamerika. 18.11.2010, entwicklungspolitische

Fachtagung in Berlin.*

http://land-grabbing.de/veranstaltungen/fachtagung/

 

Keine Empfehlung: Imperialismus.

Ungebrochene Landnahme in Afrika 2011.

http://www.trend.infopartisan.net/trd7811/t497811.html

– analog: scharf-links

 

28.07.2011, Reinhold Schramm (Bereitstellung)

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