Fakten zur Armut in Deutschland 2005-2010

Als arm wird jemand definiert, dessen Einkommen konstant unterhalb von 60 % des Medians der jährlichen Haushaltsnettoäquivalenzeinkommen für Gesamtdeutschland liegt. Die entsprechende Summe lag bereits im Jahr 2005 bei 934 Euro (938 €). Bei strenger Armut würde bei 40 % des Medians gesprochen. Diese Größe lag bereits im Jahr 2005 bei 622 Euro (unterhalb der Sozialhilfe). Dieses 40 %-Kriterium konnte in Deutschland im Jahr 2005 als Indikator für absolute Armut gesehen werden, d. h. für ein Niveau, unter dem elementare Versorgungen nicht mehr möglich sind. Das 60 %-Kriterium beinhaltet eine Reihe von Beteiligungsmöglichkeiten, die im Blick auf die Inklusion in die Gesellschaft von Bedeutung sind. [1]

Auf Stammtischebene argumentiert man mit der relativen Einkommensarmut. Als arm wird eher jemand erlebt, im Vergleich mit armen Ländern, der sich so gut wie nichts mehr leisten kann. Demgegenüber macht das 60 %-Kriterium deutlich, “dass Armut innerhalb der Gesellschaften eine relative Größe ist, die mit der Entwicklung von Reichtum zusammenhängt und an sie gekoppelt ist. Je reicher eine Gesellschaft wird, desto teurer wird es, sich qualifiziert zu beteiligen und dementsprechend mehr müssen die Menschen für solche Beteiligungen auch aufwenden können.” [1]

Die Armutsrisikoschwelle lag in Deutschland im Jahr 2008 für einen Einpersonenhaushalt bei 938 Euro. Für ein Ehepaar mit 2 Kindern lag die Armutsrisikoschwelle bei 1.943 Euro.

Im Jahr 2008 lag das verfügbare Einkommen von 11,5 Millionen Menschen unterhalb der Armutsrisikoschwelle (14 Prozent von 82 Millionen).

Das Armutsrisiko ist bei Kindern und jungen Erwachsenen in Deutschland besonders ausgeprägt. In der Gruppe der 19-25-Jährigen mit 24,3 %, bei den 0-3-Jährigen mit 17,5 %, 4-12-Jährigen mit 15,2 %. Bei den 13-18-Jährigen ist das Armutsrisiko mit 21,1 % überdurchschnittlich.

Kindererziehung, vor allem für Großfamilien und Alleinerziehende, erhöht das Armutsrisiko. In Haushalten mit zwei Kindern liegt es bei 13.3 %, mit drei Kindern bei 21,8 %, mit mehr als drei Kindern bei 36 %. Von den Alleinerziehenden fallen 36,7 % unter die Armutsrisikoschwelle.

Altersarmut: Das Armutsrisiko bei den 66-75-Jährigen beträgt 9,6 % und bei den über 75-Jährigen 13,7 %. Die Ausweitung des Niedriglohnsektors in Deutschland, die verfestigte Arbeitslosigkeit [- der Hartz-Vollzug -] und die Altersarbeitslosigkeit (der frühere Renteneintritt – und entsprechende Rentenkürzungen bzw. -abzüge) werden das Armutsrisiko für die lohnabhängige Bevölkerung erhöhen.    

Die Gesamtzahl der Leistungsbezieher der Grundsicherung lag im Jahresdurchschnitt 2009 bei 6,73 Millionen (davon 4,91 Mio. erwerbsfähig und 1,75 Mio. Kinder unter 15 Jahren). [2]

Verarmung ist mit dem Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben verbunden. Die Partizipation in Vereinen, politischen Parteien, Gewerkschaften und Kulturveranstaltungen ist generell geringer. Mit der Dauer der Armutssituation nimmt die Teilhabe deutlich weiter ab.

In allen Altersgruppen ist der Gesundheitszustand von in Armut gehaltenen Menschen deutlich schlechter als im Bevölkerungsdurchschnitt. In der niedrigsten Einkommensgruppe sterben mehr als doppelt so viele Männer und Frauen, bevor sie das 65. Lebensjahr erreicht haben, als in der höchsten Einkommensgruppe. [Dies ist auch der jeweiligen BDI-BDA-Bundesregierung und Lobby-Parlamentsmehrheit – in der Quandtschen und Hundtschen Germany AG – bekannt.]

Der DGB berichtete bereits am 19.05.2008 zum Armutsbericht der Bundesregierung wie folgt: “Die Dimension des Armutsproblems wird umso deutlicher, wenn man berücksichtigt, dass die Armutsschwelle trotz der hohen Inflation von 2003 bis heute (von 938 auf 781 Euro) abgesenkt wurde.” (2008) [3]

[1] Vgl.: Gerhard Wegner, in: Die Entwicklung von Armut und Reichtum in Deutschland,
Hannover, 3. April 2005.  
[2] Vgl.: Dr. Andreas Mayert, in: Armut in Deutschland, Zahlen und Fakten (8/2010), Sozialwissenschaftliches Institut der EKD.
[3] Siehe LabourNet.de Germany: Der Armutsbericht der Bundesregierung (2008)
ist ein Schwindel nach unten!
http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/allg/schramm.pdf
[3.1] Keine Empfehlung: DGB-Kuschelbärchen der Wirtschafts-Administration
für Armutslöhne, Zeitarbeit und Altersarmut.
http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/psa/igz_schramm2010.pdf

22.10.2010, Reinhold Schramm

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