Die Oppositionellen in der SED

SED-ParteitagEs gab ganz gewiß auch in der SED eine ganze Menge Genossen, die wußten nicht, was vorne und hinten ist, sie waren „dafür“, weil es der Mehrheit entsprach. Sie schwammen mit dem Strom, und als es andersherum kam und die Konterrevolution zu siegen begann, warfen sie ganz schnell ihr Parteibuch weg, „gestanden ihren Irrtum“ ein. Und sie erklärten, daß sie ja schon immer „gewisse Vorbehalte“ gehabt hätten, daß „die Menschen einfach noch nicht reif“ seien für den Sozialismus. Und dergleichen billige Sprüche mehr. Man nannte sie „Wendehälse“ – aber eigentlich waren sie nie Kommunisten, sie gehörten einfach nur zum Sumpf dieser Partei. Sie hatten nicht begriffen, daß man für das Neue in der Gesellschaft auch KÄMPFEN muß.

Und dann gab es noch die Oppositionellen in der Partei, wie Krenz, Modrow, Gysi, Bisky, die Professoren Meißner, Wagner, Lieberam, Roß und Konsorten. Das sind diejenigen, die den Marxismus irgendwie für überholt halten, die meinen, man müsse Marx revidieren und einen „demokratischen Sozialismus“ anstreben. Diese Leute gehören niemals zu den Revolutionären in einer Gesellschaft, sondern immer zu den Bedenkenträgern und Bremsern, wenn nicht sogar zu den Antikommunisten, wie das Beispiel des Herrn Professor Kara-Mursa aus Moskau zeigt. Genosse Stalin sagte:

Man sollte nicht vergessen, daß in jeder großen Partei, besonders in einer Partei wie die unsrige, die an der Macht steht und in der es einen gewissen Teil Bauern und Angestelltenelemente gibt, sich im Laufe einer bestimmten Zeit gewisse indifferente, den Fragen der Parteipraxis gleichgültig gegenüberstehende Elemente ansammeln, die mit geschlossenen Augen stimmen und mit dem Strom schwimmen. Das Vorhandensein einer großen Zahl solcher Elemente ist ein Übel, gegen das man kämpfen muß. Diese Elemente bilden den Sumpf unserer Partei.

Der Sinn der Diskussion

Die Diskussion ist ein Appell an diesen Sumpf. An ihn appellieren die Oppositionellen, um einen gewissen Teil von ihm loszureißen. Und sie reißen wirklich seinen schlechteren Teil weg. Die Partei appelliert an ihn, um den besseren Teil von ihm loszureißen und ihn in das aktive Parteileben einzugliedern. Das Ergebnis ist, daß der Sumpf trotz seiner Passivität zur Entscheidung gezwungen wird. Und er entscheidet sich wirklich infolge dieser Appelle, er gibt einen Teil an die Opposition ab, den andern an die Partei, und auf diese Weise hört er als Sumpf zu bestehen auf. In der gesamten Entwicklungsbilanz unserer Partei ist das ein Plus. Ein Ergebnis der jetzigen Diskussion ist die Verminderung des Sumpfes, der entweder ganz zu bestehen aufgehört hat oder doch aufzuhören im Begriff steht. Das ist das Plus der Diskussion.

Was kam dabei heraus?

Die Ergebnisse der Diskussion? Die Ergebnisse sind bekannt. Bis zum gestrigen Tage stimmten, wie sich herausstellt, für die Partei 724.000 Genossen, für die Opposition etwas über 4.000. Da haben Sie das Ergebnis. Die Oppositionellen bei uns wetterten, das ZK habe sich von der Partei losgelöst, die Partei habe sich von der Klasse losgelöst, und wenn das Wenn und das Aber nicht wär’, dann flögen gebratene Tauben daher, dann hätten sie, die Oppositionellen, unfehlbar 99 Prozent auf ihrer Seite. Da ihr aber die gebratenen Tauben nicht in den Mund fliegen, hat die Opposition nicht einmal 1 Prozent der Stimmen bekommen. Das ist das Ergebnis.

Warum war die Opposition so schmählich unterlegen?

Wie konnte es kommen, daß die Partei in ihrer Gesamtheit und mit ihr die Arbeiterklasse die Opposition so unsanft isoliert hat? Dort, an der Spitze der Opposition, stehen doch bekannte Leute mit Namen, Leute, die es verstehen, Reklame für sich zu machen (Zurufe: „Sehr richtig!“), Leute, die nicht an Bescheidenheit kranken (Beifall), die es verstehen, sich anzupreisen und die Ware von der vorteilhaften Seite zu zeigen. Das geschah deshalb, weil die führende Gruppe der Opposition sich als eine Gruppe kleinbürgerlicher Intellektueller entpuppte, losgerissen vom Leben, losgerissen von der Revolution, losgerissen von der Partei, von der Arbeiterklasse. (Zuruf: „Sehr richtig!“. Beifall)

Wer sind eigentlich (oder waren) die Oppositionellen in der Partei?

Stalin: Ich sprach vorhin über die Erfolge unserer Arbeit, über unsere Errungenschaften auf dem Gebiet der Industrie, auf dem Gebiet des Handels, auf dem Gebiet der gesamten Wirtschaft, auf dem Gebiet der Außenpolitik. Aber die Opposition kümmert sich nicht um diese Errungenschaften. Sie sieht sie nicht oder will sie nicht sehen. Sie will diese Erfolge nicht sehen, teilweise aus Ignoranz, teilweise kraft einer gewissen Halsstarrigkeit vom Leben losgerissener Intellektueller.

Quelle:
J.W. Stalin, Der XV. Parteitag der KPdSU( B ) 1927, in: Stalin, Werke Bd.10, Dietz Verlag Berlin, 1953, S.291f. (Zwischenüberschriften von mir, N.G.)

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