Die historische Mission der Arbeiterklasse
Im »Manifest der Kommunistischen Partei« haben Marx und Engels vor über 150 Jahren begründet, daß die Bourgeoisie mit der Entwicklung der Produktivkräfte nicht nur die Waffen geschmiedet hat, die ihr den Tod bringen, sondern mit den Proletariern auch die Männer gezeugt hat, die diese Waffen führen. Der Untergang der Bourgeoisie »und der Sieg des Proletariats sind gleich unvermeidlich« [1]. Mit seiner ökonomischen Theorie hat Marx die Stellung des Proletariats im Gesamtsystem des Kapitalismus wissenschaftlich begründet. Die Arbeiterklasse ist mit der modernsten Form der Produktion verbunden. Ihr Klasseninteresse nach Überführung des von ihr produzierten gesellschaftlichen Reichtums in die Hände der Produzenten stimmt mit der Grundrichtung der Entwicklung der Produktivkräfte überein. Sie bringt auch die revolutionäre Klassenpartei hervor und ist Trägerin der wissenschaftlichen Weltanschauung. Sie besitzt die Eigenschaften, die sie zum revolutionären Kampf befähigen: Konzentration, Organisiertheit und Disziplin.
Was ist das Wichtigste an der Marxschen Lehre?
Das Proletariat als letzte ausgebeutete Klasse in der Geschichte der Menschheit wird mit seiner Befreiung vom Kapitalismus zugleich alle Werktätigen von Ausbeutung und Unterdrückung befreien; es ist Schöpfer der neuen, der kommunistischen Gesellschaft. Diese historische Mission der Arbeiterklasse – Formierung des Proletariats als Klasse, Verbindung des wissenschaftlichen Sozialismus mit der Arbeiterbewegung, Führung der Arbeiterklasse durch die Partei zum Sturz der kapitalistischen Gesellschaft und zur Eroberung der politischen Macht, Gebrauch dieser Macht zur revolutionären Umgestaltung zum Sozialismus und Kommunismus – ist von weltgeschichtlicher Dimension. W.I.Lenin betonte: »Das Wichtigste in der Marxschen Lehre ist die Klarstellung der weltgeschichtlichen Rolle des Proletariats als des Schöpfers der sozialistischen Gesellschaft.« [2]
Marx war vor allem ein Revolutionär
Durch die Vereinigung von wissenschaftlichem Sozialismus und Arbeiterbewegung verhalfen Marx und Engels der Arbeiterbewegung zur Erkenntnis ihrer welthistorischen Rolle, zur Einsicht in die Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung. Die theoretische Begründung der historischen Mission der Arbeiterklasse verbanden Marx und Engels von Anfang an mit dem Kampf um ihre Durchsetzung. Am Grabe von Karl Marx sagte Friedrich Engels: »… Marx war vor allem Revolutionär. Mitzuwirken, in dieser oder jener Weise, am Sturz der kapitalistischen Gesellschaft und der durch sie geschaffenen Staatseinrichtungen, mitzuwirken an der Befreiung des modernen Proletariats, … das war sein wirklicher Lebensberuf.« [3]
Die historische Mission des Proletariats
Die welthistorische Rolle der Arbeiterklasse ist in allen Klassenkämpfen, vor allem in der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution und bei der Herausbildung und erfolgreichen Entwicklung des sozialistischen Weltsystems zum Ausdruck gekommen. Die Erfahrungen haben gezeigt, daß die Rolle der Arbeiterklasse anwächst. Die moderne Arbeiterklasse war und bleibt, wie Karl Marx sagte, »der soziale Kopf und das soziale Herz« [4] dieses Entwicklungsprozesses. Die historische Mission der Arbeiterklasse und ihre Rolle in den Kämpfen der Gegenwart steht nicht von ungefähr mit im Mittelpunkt der ideologischen Auseinandersetzungen.
Gibt es denn heute noch Klassenkampf?
Die Antikommunisten möchten uns einreden, daß die Arbeiterklasse in den industriell entwickelten kapitalistischen Ländern ihre von Marx festgestellten Hauptmerkmale nicht mehr besitze, daß der Klassenkampf nicht mehr die Haupttriebkraft der gesellschaftlichen Entwicklung in den Ländern des staatsmonopolistischen Kapitalismus sei, daß im Gefolge der wissenschaftlichtechnischen Revolution eine Entproletarisierung in diesen Ländern stattfände und daß daher die Arbeiterklasse ihre Kraft für die Durchsetzung, des gesellschaftlichen Fortschritts eingebüßt habe. Doch die Fakten der gesellschaftlichen Realität widerlegen diese und ähnliche Auffassungen. Nach wie vor gilt, was Marx im »Kapital« schrieb: »Unter ‘Proletarier’ ist ökonomisch nichts zu verstehen als der Lohnarbeiter, der ‘Kapital’ produziert und verwertet und aufs Pflaster geworfen wird, sobald er für die Verwertungsbedürfnisse des ‘Monsieur Kapital’ … überflüssig ist.« [5]
Und wer gehört nun eigentlich zum Proletariat?
Nicht die Unterschiede im Charakter der Arbeit und die Qualifikation des Arbeiters bestimmen die proletarische Existenz in den kapitalistischen Ländern, sondern die von Marx aufgedeckten grundlegenden ökonomischen und sozialen Faktoren. Die durch die kapitalistische Rationalisierung und die tiefe Krise dieses Systems auf die Straße geworfenen, nach Millionen zählenden arbeitslosen Arbeiter, Angestellten und Geistesschaffenden sind durch keinerlei ideologische Spitzfindigkeiten hinwegzudiskutieren. Lohn- und Streikkämpfe zeugen davon, daß die Werktätigen nicht gewillt sind, die Lasten des krisengeschüttelten Kapitalismus widerspruchslos zu ertragen.
Zitate:
[1] Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei. In: MEW, Bd.4, S.474.
[2] W. I. Lenin: Die historischen Schicksale der Lehre von Karl Marx. In: Werke, Bd.18, S.576.
[3] Friedrich Engels: Das Begräbnis von Karl Marx. In: MEW, Bd.19, S.336.
[4] Karl Marx: Zur Kritik der Hegeischen Rechtsphilosophie. Einleitung. In: MEW, Bd.1, S.388.
[5] Karl Marx: Das Kapital. Erster Band. In MEW, Bd.23, S.632
Quelle:
Parteilehrjahr der SED 1982/83, S.14-17.