Das Signal

Unübersehbar war 2009 eine „Kommunistische Initiative“ hervorgetreten, mit dem Anspruch, die Zersplitterung der Kommunisten zu beenden. Deren Internetseite verknüpfte äußerst lebendig verschiedene Aktivitäten, ein Arbeitsstab organisierte fast monatlich eine Veranstaltung in den Regionen Deutschlands, pro Quartal erschien ein Bulletin – Kurz, das Ganze ließ sich dynamisch und auch erfolgreich an. Kaum jemand unter den kommunistisch Orientierten, der von der KI noch nichts wusste. Spätestens der „Unvereinbarkeitsbeschluß“ der DKP bestätigte ungewollt das Voranschreiten der KI.
Aber etwas fehlte – Ein überregionales Zeichen, ein unüberhörbarer öffentlicher Startschuss, der das völlig neuartige Beginnen nicht nur einleitet und vorstellt, sondern möglichst aus der historischen Situation heraus erklärt.
Der nächstliegende Anlass entpuppte sich als das wirksamste Podium überhaupt, das die KI nutzen konnte – eine Konferenz zu 60 Jahren DDR. Hier kam alles Notwendige zusammen und entwuchs einander organisch: Natürlich war die DDR ein wesentlicher historischer Schritt vorwärts, wenn sie auch vom Gegner wieder überwunden werden konnte.
Natürlich bedeutet das weiterhin, die wesentlichen Errungenschaften der DDR wie die Ursachen der Konterrevolution zu analysieren, worauf dann die Möglichkeit einer erneuten, erfolgreichen sozialistischen Revolution wie deren aktuelle Bedingungen zur Sprache kommen müssen; also auch der Start – die Kommunistische Initiative.
Und so geschah es. Die Deutsche Demokratische Republik, geboren aus kapitalistisch-faschistischen Ruinen, durch den Fleiß des Volkes unter Führung von Kommunisten zur höchsten wirtschaftlichen und humanistischen Blüte gebracht, die je ein deutsches Gemeinwesen kannte, trat auf dieser außerordentlich gut besuchten Konferenz in Berlin zuerst hervor als durch und durch demokratischer Staat mit weitaus höheren Sozialstandards als die alte BRD. Sie kannte weniger Egoismus, bot kostenlosen Rund-Um-Gesundheitsschutz, weitaus höhere Bildung und Vollbeschäftigung natürlich, um nur einiges zu nennen.
Dieser Staat, der sich noch weltweit im Kampf gegen Hunger, Unbildung, Krankheiten durch internationalistische Solidarität engagierte und jedem Arbeiter- und Bauernkind ein Hochschulstudium ermöglichte (auch Christen) – und es gezielt dafür förderte – war nicht nur der einzige, der bisher dem Volke gehörte, sondern auch der beste auf deutschem Boden, den es jemals gegeben hat. Niemand, der die Fakten zur Kenntnis nimmt, kommt um diese nüchterne Wahrheit herum.

Internationale Gäste, etwa aus Afrika, wussten ebenso von der überzeugenden und beeindruckenden Wirkung der DDR in unterdrückten Ländern zu berichten wie bekannte Wissenschaftler und Kommunisten. Auch von der Griechischen Kommunistischen Partei traten Vertreter mit klaren und weitreichenden Analysen hervor, gleichfalls Harpal Brar von der CPGB-ML aus Großbritannien und Zbigniew Wiktor von der Kommunistischen Partei Polens. Josef Skala von der Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens sprach über Osteuropa, Tamila Jabrow aus der Ukraine über das spannungsreiche Verhältnis der KPdSU zur SED.
Dies geschah am ersten Konferenztag und leitete – dank streng logischem Konzept – zum anschließenden Teil am Sonntag über. Profunde Imperialismuskenner enthüllten nun Stück für Stück das Zerstörungswerk der Imperialisten, maßgeblich begonnen durch deren Handlanger Chruschtschow.
Deutlich tritt dies hervor anhand der demonstrativen und zudem erklärten Abkehr von Stalin und damit der Abkehr vom erfolgreichsten Kapitel der Volkssouveränität in der Menschheitsgeschichte. Man beachte: Ein vom Zarismus gepeinigtes und ausgesogenes, vom imperialistischen Krieg verwüstetes, von Hunger verheertes, in jeder Hinsicht am Boden liegendes rückständiges Agrarland, findet die Kraft, feindlichen und konterrevolutionären Invasoren die Stirn zu bieten, Unbildung und Armut zu überwinden, die damals weltweit größte und stärkste Militärmaschinerie zu zerschlagen und sich zu einer Weltmacht empor zu arbeiten, führend in Wissenschaft und Technik!
Die Sowjetunion entging zuvor durch geniale Außenpolitik der imperialistischen Falle, gemeinsam von Nazi-Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den USA geschlachtet zu werden. Es ist nur zu begreiflich, dass die derzeit herrschenden Imperialisten jenen Kommunisten, der diesen Beweis von Überlegenheit eines marxistisch-leninistischen Entwicklungsweges erbrachte, unentwegt mit allen denkbaren und undenkbaren Vorwürfen überhäufen.
Die Rolle des Ostbüros der SPD (einer geheimdienstlich organisierten Agentenzentrale) bei der Unterminierung der DDR wurde ebenso beleuchtet wie die Ränke in Moskau beim 17. Juni 1953. Die Harichs und Co. erhielten ihren Platz in der Geschichte zugewiesen als Verräter an Sozialismus und Frieden, als Sklavenseelen der Bourgeoisie.
Die jeweils weit über einhundert Hörer verfolgten aufmerksam und gespannt die vielsprachigen und simultan übersetzten Redebeiträge. Hochrangige Militärs und Gesellschaftswissenschaftler zeigten die unterschiedlichen Verteidigungsoptionen und –strategien des Warschauer Vertrages auf, welche die DDR militärisch und im Zusammenwirken mit den sozialistischen Bruderarmeen als unbesiegbar erkennen ließen. Die Zerstörung musste also den Weg von innen nehmen…
Der freiheitlich maskierte Imperialismus, Hand in Hand mit freiheitlichen, sozialistisch maskierten Dogmen – so kroch die Fäulnis voran.
Das Ergebnis finden wir heute vor. Kriege in Europa und der Welt, imperialistische Ausbeutung jederart, zutiefst gespaltene unterdrückte Klassen, deren Organisationen selbst uneins sind. Feindseligkeiten, Unvereinbarkeitsbeschlüsse von angeblich kommunistischen Parteien, Illusionen über die Auflösung der Klassengegensätze, ja über die Klassenstruktur der Gesellschaft selbst sowie zum Teil völlig aufgegebene Wissenschaftlichkeit kennzeichnen die Situation.
Spätestens an diesem Punkt endete bislang jede, auch die sauberste, DDR-Veranstaltung: ´Nun, lieber Gast; wende dich wieder nach Hause, geh dein Bier trinken, die Reminiszenzen wurden dir geboten.´
Mitnichten so aber endete diese Konferenz, welche immerhin von der theoretisch saubersten deutschsprachigen Zeitschrift, „offen-siv“, organisiert und von der bekannten GRH, der KPD (B) und der Jugendbibliothek Gera unterstützt worden war. Mitnichten entließ man den Teilnehmer in den gesellschaftlichen Regen.
Sonntag; zweiter Teil: Nochmals steigt die Spannung.
Ein Sprecher der jungen Kommunistischen Initiative fasst wie durch ein Kaleidoskop die Facetten von Sozialismus und Antikommunismus des zwanzigsten Jahrhunderts als Ausgangspunkt für wirkliche Bewegung zusammen, alter und moderner Revisionismus werden als wesentliche Bedingungen für Kriege und Faschismus greifbar, wie für die verbrecherische Konterrevolution. Einigkeit wird nur durch bewusste organisatorische Einheit möglich – während sie doch Bedingung ist für zielgerichtete fortschrittliche Bewegung insgesamt. Sie wird also erst ermöglicht durch den Antirevisionismus. Aus diesem Grunde, so wird erkennbar, ist die KI keine Partei, sondern wird eine Initiative bleiben, solange der Revisionismus nicht überwunden ist – was aber dann zwangsläufig zur Bildung der gemeinsamen revolutionären kommunistischen Partei führen muß. Nur gemeinsam geht es wirklich voran, egal, ob derzeit in der DKP, der KPD, als Freidenker, sonst wo oder gar nicht organisiert.
Der Redner streift die großen Klassenkämpfe der Neuzeit und zeigt die KI als wirkliche Bewegung auf. Bundesweit findet sie bereits Resonanz, tritt aus dem ersten Stadium des Aufrufs heraus und wird bald ein gemeinsames Manifest der Einheit diskutieren. Ein entscheidender Punkt ist aus KI-Sicht die marxistisch-leninistische Kulturtheorie. Nicht umsonst lag hier eine wichtige Orientierung der Ulbricht-Ära, wie zum „Bitterfelder Weg“, der später dem modernen Revisionismus verfiel. Die Kulturhaftigkeit, der Sinn des Sozialismus, schlugen sich nicht als kulturhistorische Dialektik nieder; die bürgerliche Kultur wurde nicht durch die revolutionäre besiegt. Auch hier ist die KI erste Schritte gegangen.
Weitere KI-Vertreter erscheinen und belegen mit Witz und Charme die Wirksamkeit und die substanziell fundierte Arbeit der KI-Leitung, des Vorläufigen Organisationskomitees. Sie ernten Sympathie und Zustimmung; so einfach und klar wird alles, auch als sie über die ersten Schritte der KI sprechen. Mängel werden freimütig eingeräumt, Fehleinschätzungen analysiert. So wurde das Vorläufige Komitee geradezu überrollt vom Interesse und konnte nicht sofort alle Anfragen beantworten. Aber, was auch geschieht; alles ist auf streng marxistisch-leninistischer Grundlage nachvollziehbar, nichts bleibt im Trüben.
Die Referate werden immer konkreter: Wie geht die Regionalisierung vor sich? Wie muss die Gruppenarbeit organisiert sein? Mehrere kleinere Gruppen sind wenigen größeren vorzuziehen. Taktisch geplante Veranstaltungen bestimmen die Arbeit des Komitees ebenso wie solide Redaktionsarbeit. Das Komitee hält ein Bündel von erprobten und bereits verbesserten Methoden bereit, regionale und lokale politische Schwerpunkte auszubilden, die Basisarbeit auf feste Füße zu stellen und zu verbinden.
Die Vorträge der sechs KI-Redner ergeben ein rundum stimmiges Bild des aktuellen Arbeitsstandes und der Perspektive der Kommunistischen Initiative in der BRD. Und so ist es nicht erstaunlich, dass viele Konferenz-Teilnehmer sich vor Ort in die KI-Listen eintragen. Voll spürbarer Hoffnung, voller Kraft erklingt zum Abschluss eine sehr schwungvolle Internationale…

Thomas Waldeck

//