DGB: Mehr als 2,2 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss!

Während der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zum Beginn des Ausbildungsjahres 2012 von einer „hervorragenden Lage“ auf dem Ausbildungsmarkt und von tausenden freien Lehrstellen spricht, liegt der Anteil der Menschen ohne Berufsabschluss weiterhin konstant hoch. Allein der Datenreport des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zum Berufsbildungsbericht 2012 zählt 1,44 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren ohne Berufsabschluss. Damit liegt der Anteil der ausbildungslosen Jugendlichen bereits seit mehr als zehn Jahren bei rund 15 Prozent.

Nimmt man die Gruppe der 20- bis 34-Jährigen sind insgesamt 2,21 Millionen Menschen ohne Berufsabschluss. Das sind 15,2 Prozent dieser Altersgruppe. Mehr noch: Besserung ist nicht in Sicht. Seit dem Nationalen Bildungsbericht 2010 hat sich vor allem der Anteil der 30 bis 34-Jährigen Männer ohne Berufsabschluss weiter erhöht. Die auf dem Dresdner Bildungsgipfel 2008 von der Bundeskanzlerin und den Ministerpräsidenten der Länder versprochene Halbierung der Quote der jungen Menschen ohne Berufsabschluss scheint somit ausgeschlossen. Auch die politische Zielvorgabe des Europäischen Rats die Ungelerntenquote bis 2010 zu halbieren, wurde damit deutlich verfehlt.

Ein Großteil der Ausbildungslosen verfügt über alle schulischen Voraussetzungen, sofort eine betriebliche Berufsausbildung zu beginnen. Von den 2,2 Millionen Ausbildungslosen haben 1,8 Millionen einen Schulabschluss. Gut 800.000 davon verfügen über eine Studienberechtigung (356.000) oder über einen mittleren Abschluss (454.000). Knapp eine Million (997.000) hat einen Hauptschulabschluss. Der Anteil der Studienberechtigten bei den Ausbildungslosen ist ähnlich hoch wie der Menschen ohne Schulabschluss (400.000).

Diese Entwicklung birgt sozial- und gesellschaftspolitischen Sprengstoff: Den mehr als zwei Millionen jungen Menschen ohne Berufsausbildung droht ein Leben in prekären Arbeitsverhältnissen oder in Erwerbslosigkeit (offenen Hartz-IV-Vollzug). Lediglich 1,2 Millionen Menschen ohne Berufsausbildung – über alle Altersgruppen – haben eine (zumeist schlecht bezahlte) Arbeit. Im Jahr 2009 war die Arbeitslosenquote bei den Ungelernten bei 21,9 Prozent und damit mehr als dreimal so hoch wie bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung (6,6 Prozent).

Es ist eine sozial- und gesellschaftspolitische Verantwortungslosigkeit, dass rund 15 Prozent der Menschen bis 34 ohne Ausbildung bleiben. Alle Prognosen weisen auf einen geringeren Bedarf an Arbeitskräften ohne Berufsabschluss hin.

[Ein modifizierter Auszug.]

Quelle: DGB-Bundesvorstand: Generation abgehängt – Junge Menschen ohne Berufsabschluss. Was verbirgt sich hinter den mehr als 2,2 Millionen jungen Menschen ohne Berufsabschluss? DGB-Expertise zur Bildungsbiographie und den prekären Perspektiven der Ausbildungslosen, 28.08.2012

http://www.dgb.de/themen/++co++32d1b8f0-f2ae-11e1-8b3b-00188b4dc422

03.09.2012, Reinhold Schramm

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