Armutsgefährdung in den meisten Bundesländern gestiegen
Deutschlands (A)“Soziale Marktwirtschaft“ der Bourgeoisie und Aktionäre
Armutsgefährdung in den meisten Bundesländern gestiegen
[Auszug]
Die Armutsgefährdung lag im Jahr 2011 in den meisten Bundesländern über dem Niveau des Jahres 2010. Laut Statistisches Bundesamt (Destatis) hatten Bremen mit 22,3 % und Mecklenburg-Vorpommern mit 22,2 % bundesweit die höchsten Armutsgefährdungsquoten.
In Mecklenburg-Vorpommern ging die Armutsgefährdungsquote um 0,2 %-Punkte auf 22,2 % leicht zurück. Daneben konnte nur Thüringen einen Rückgang der Quote gegenüber dem Vorjahr erreichen (– 0,9 %-Punkte auf 16,7 %). Beide Länder erreichten im Jahr 2011 jeweils den bisher niedrigsten Wert der Armutsgefährdung. Demgegenüber gab es in Berlin (21,1 %) und in Nordrhein-Westfalen (16,6 %) durch beständige Anstiege der Armutsgefährdung seit dem Jahr 2006 jeweils einen neuen Höchststand. Berlin wies im Jahr 2011 die höchste Veränderungsrate von + 1,9 %-Punkten gegenüber dem Vorjahr aus.
Auch im Ost- und Westvergleich gibt es deutliche Unterschiede bei den Armutsgefährdungsquoten. Hatten im Jahr 2011 im westdeutschen Bundesgebiet (ohne Berlin) 14,0 % der Bevölkerung ein erhöhtes Armutsrisiko, waren in den ostdeutschen Bundesländern (einschließlich Berlin) 19,5 % der Menschen armutsgefährdet.
Laut Definition der Europäischen Union gelten Menschen als armutsgefährdet, die mit weniger als 60 % des mittleren Einkommens (Median) der Gesamtbevölkerung auskommen müssen. Nach den Ergebnissen des Mikrozensus 2011 galten im Jahr 2011 Einpersonen-Haushalte mit einem monatlichen Einkommen von weniger als 848 Euro als armutsgefährdet. Die Grundlage der hier veröffentlichten Armutsgefährdung ist die Armutsgefährdungsschwelle auf Bundesebene (Bundesmedian), die für Bund und Länder einheitlich ist und somit einen regionalen Vergleich ermöglicht.
Diese und weitere Armuts- und Sozialindikatoren, zum Teil in tiefer regionaler Gliederung, sowie detaillierte methodische Erläuterungen zu den Datenquellen und den angewandten Berechnungsverfahren stehen im Internetangebot der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder unter http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de zur Verfügung. Dort finden sich auch Armutsgefährdungsquoten, die auf Basis regional unterschiedlicher Armutsgefährdungsschwellen ermittelt wurden.
Nach den Ergebnissen der EU-SILC-Erhebung 2010 ergab sich, bezogen auf das Einkommensreferenzjahr 2009, bundesweit eine Armutsgefährdungsquote von 15,6 %. Im Mikrozensus 2009 lag die Quote bei 14,5 %. Zu beachten ist, dass sich Mikrozensus und EU-SILC sowohl hinsichtlich des zu Grunde liegenden Einkommenskonzepts und der Einkommenserfassung als auch hinsichtlich des Stichprobendesigns unterscheiden.
Neben den dargestellten Armutsgefährdungsquoten gemessen am Bundesmedian werden im Rahmen der Sozialberichterstattung der amtlichen Statistik auch Armutsgefährdungsquoten gemessen am Landes- beziehungsweise regionalen Median berechnet. Hierzu wird das mittlere Einkommen (Median) im jeweiligen Bundesland beziehungsweise in der jeweiligen Region herangezogen. Dadurch wird den Unterschieden im Einkommensniveau zwischen den Bundesländern beziehungsweise Regionen Rechnung getragen. Regionale Einkommensunterschiede werden zum Teil durch Unterschiede im Preisniveau (insbesondere im Mietniveau) ausgeglichen. Dies kann dazu führen, dass die Armutsgefährdung gemessen am Bundesmedian in prosperierenden Regionen unterschätzt und andererseits die Armut in Regionen mit einem relativ niedrigen Einkommensniveau überschätzt wird.
Armutsgefährdungsquoten sind gegenüber stichprobenbedingten Schwankungen des mittleren Einkommens (Median) nicht sehr robust. Das bedeutet, dass bereits geringe zufällige Schwankungen dieses Einkommens merkliche Veränderungen der Armutsgefährdungsquote zur Folge haben können. Deshalb sollten nur über einen längeren Zeitraum stabile Entwicklungen inhaltlich interpretiert werden. Dies gilt insbesondere für Armutsrisikoquoten kleiner Bevölkerungsgruppen oder für regional tief gegliederte Ergebnisse.
[Eine modifizierte Quellenübernahme.]
Armutsgefährdungsquoten* nach Bundesländern
Bundesland |
2005 |
2010 |
2011 |
Baden-Württemberg |
10,6 |
11,0 |
11,2 % |
Bayern |
11,4 |
10,8 |
11,3 |
Berlin |
19,7 |
19,2 |
21,1 |
Brandenburg |
19,2 |
16,3 |
16,9 |
Bremen |
22,3 |
21,1 |
22,3 |
Hamburg |
15,7 |
13,3 |
14,7 |
Hessen |
12,7 |
12,1 |
12,7 |
Mecklenburg-Vorpommern |
24,1 |
22,4 |
22,2 |
Niedersachsen |
15,5 |
15,3 |
15,7 |
Nordrhein-Westfalen |
14,4 |
15,4 |
16,6 |
Rheinland-Pfalz |
14,2 |
14,8 |
15,1 |
Saarland |
15,5 |
14,3 |
15,6 |
Sachsen |
19,2 |
19,4 |
19,6 |
Sachsen-Anhalt |
22,4 |
19,8 |
20,5 |
Schleswig-Holstein |
13,3 |
13,8 |
13,8 |
Thüringen |
19,9 |
17,6 |
16,7 |
Deutschland |
14,7 |
14,5 |
15,1 % |
Früheres Bundesgebiet (ohne Berlin) |
13,2 |
13,3 |
14,0 |
Neue Bundesländer (einschließlich Berlin) |
20,4 |
19,0 |
19,5 |
Ergebnisse des Mikrozensus. Berechnungen durch IT.NRW
*Anteil der Personen mit einem Aquivalenzeinkommen von weniger als 60 % des Bundesmedians der Aquivalenzeinkommen der Bevölkerung in Privathaushalten am Ort der Hauptwohnung.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung vom 13.09.2012 – 315/12
Armutsgefährdung in den meisten Bundesländern gestiegen
https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2012/09/PD12_315_221pdf.pdf?__blob=publicationFile
14.09.2012, Reinhold Schramm (Bereitstellung)