Atomkonzerne: Dividenden für die Großaktionäre und Strahlentod für die Opfer

Der folgende Text reflektiert nicht unsere Position zur Atomenergie. Er enthüllt jedoch die Interessen bestimmter Kapitalfraktionen an kapitalistischer Kontrolle auch dieser Energie. In dieser ‘Funktion’ ist er sehr aufschlussreich:

Großkonzerne finanzieren Parteien – auch in der Deutschland AG 2011.

Die Bezahlung von Politikern und Parteien durch Großkonzerne – natürlich auch für und durch die Atomindustrie – erfolgt (weltweit) systematisch. Die IPPNW erinnerte im Dezember 2004 an die nach dem Flick-Parteispendenskandal legalisierten Großspenden.

So spendete im Jahr 2002 der zu Daimler-Chrysler gehörende Rüstungskonzern EADS der SPD 26.000 Euro und der CDU 18.000 Euro. Der EADS-Großaktionär Daimler-Chrysler half mit gut 211.000 Euro für die SPD und mit 150.000 Euro für die CDU nach.

Die gekaufte Politik sorgt für Rüstungsaufträge: EADS erhielt umgekehrt vom bundesdeutschen Staat Rüstungsaufträge in Milliardenhöhe. Im November 2004 wurde von mehreren europäischen Ländern beschlossen, für neue Kampfflugzeuge vom Typ “Eurofighter” 14 Milliarden Euro auszugeben. Der deutsche Anteil zugunsten EADS belief sich auf 4,2 Milliarden Euro. Im Jahr 2004 wurden auch Cruise-Missile-Raketen vom Typ “Taurus” an die deutsche Luftwaffe ausgeliefert. Eine deutsche EADS-Tochter profitierte zu zwei Dritteln von dem 570 Millionen-Auftrag.  

Der Panzerhersteller Rheinmetall De Tec AG spendierte an die SPD 20.000 Euro und an die CDU 17.000 Euro. Rheinmetall stattete zusammen mit Krauss-Maffei Wegmann die Bundeswehr mit dem Kampfpanzer “Leopard” aus. Ein Milliardengeschäft für die Konzerne und Großaktionäre. [1]

Der Allianz-Konzern, Großaktionär der Atomkraftwerks-Betreiber RWE und E.ON, überwies 125.000 Euro an die SPD und 125.000 Euro an die CDU. Die bei RWE und E.ON beteiligte Deutsche Bank AG spendete der CDU im gleichen Jahr rund 260.000 Euro. (Vgl. Quelle.)

Bereits im Jahr 2004 war IPPNW davon überzeugt, dass die jährlich fließenden Parteispenden mit dazu beitragen, dass die Atomkraftbetriebe nicht zügig abgeschaltet werden, sondern über den “Atomkonsens” noch weitere 20 Jahre weiterbetrieben werden können. Dazu trug auch bei, dass nach dem Regierungswechsel 1998 mit Werner Müller ein Manager des Atomkonzerns E.ON  (damals VEBA) Wirtschaftsminister wurde. Werner Müller sorgte mit anderen Aktivisten der Atomlobby dafür, dass es nicht zu einem schnellen Automausstieg kam. (Vgl.)

Im Jahr 2004 wies die stellvertretende IPPNW-Vorsitzende Dr. Angelika Claußen auf aufschlussreiche Karriereschritte hin: “1994 wechselte der damalige Leiter der Atomaufsicht im Bundesumweltministerium, Walter Hohlefelder, zum damaligen Atomkonzern VEBA und wurde dort Generalbevollmächtigter. Heute (2004) ist er im Vorstand der E.ON Energie zuständig für die Atomkraftwerke. Mit Gerhard Hennenhöfer wechselte nach dem Regierungswechsel ein weiterer Spitzenbeamter der Atomaufsicht zum Atomkonzern VIAG, heute E.ON. Die beiden ehemaligen Spitzenbeamten Hohlefelder und Hennenhöfer waren auf Seiten der Atomindustrie maßgeblich am Aushandeln des Atomkonsenses beteiligt.”

Dr. Angelika Claußen weiter: “Im September 2000, nachdem der Atomkonsens unter Dach und Fach war, bekam die ehemalige Vorstandssprecherin der Grünen, Gunda Röstel, einen Managerposten bei der E.ON-Tochtergesellschaft Gelsenwasser. Ein weiteres Beispiel: Bruno Tomauske war beim Bundesamt für Strahlenschutz für die Durchsetzung und Genehmigung der atomaren Zwischenlager zuständig. Nachdem er dies ganz im Interesse der Atomindustrie erledigt hatte, wurde er 2003 Prokurist beim AKW-Betreiber Vattenfall.” [1]
(Ein modifizierter Auszug.)

Nicht nur nach Überzeugung der IPPNW ist eine von Konzerninteressen unabhängige Energie- und Friedenspolitik in Deutschland derzeit noch nicht möglich. Gemeinsam könnten wir diesen mörderischen sozial-ökonomisch-ökologischen und gesellschaftspolitischen Zustand gegen die Interessen der Vorstände der Konzerne, deren Anteilseigner und Großaktionäre beenden.

Quelle vgl.: IPPNW, Presseinfo vom 17.12.2004: Großkonzerne finanzieren Parteien.
http://www.ippnw.de/atomenergie/atomkonzerne/artikel/cba2401bc8/grosskonzerne-finanzieren-parteien.html
(IPPNW: Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.)

17.03.2011, Reinhold Schramm

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