Weltfriedenstag in Dresden

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IMG_8555Die großen Parteien und Gewerkschaften hielten auch 2010 in Sachsen nicht für nötig, mahnend des faschistischen Überfalls auf Polen am 01.09.1939 und damit des Beginns des 2. Weltkrieges durch das faschistische Deutsche Reich in irgendeiner Form zu gedenken. Selbst der DGB, der in der BRD seit 1957 Gedenkveranstaltungen organisierte und auf dem Bundeskongreß 1966 ein alljährliches würdiges Begehen des Tages beschloß, hält dies mittlerweile offenbar für überflüssig. Obwohl seit 1999 von deutschen Boden wieder Kriege ausgehen.
Nur Herr Hron, Regionsvorsitzender des DGB, quälte sich einen halbherzigen Aufruf zur Teilnahme ab, und das erst, nachdem wir ihn 5 Tage vorher auf einer Rotfuchs-Veranstaltung unter Druck gesetzt hatten. Vorher erfolgte weder seitens des DGB noch irgendeiner großen Gewerkschaft, die offiziell angeschrieben wurden (ver.di, GEW, IGM) irgendeine Reaktion. Auch Herr Hron verwendete dabei den bürgerlich-demagogischen Begriff „Antikriegstag“. Finanzielle und andere materielle oder personelle Unterstützung? Auch seinerseits komplette Fehlanzeige.

IMG_8565Lediglich eine Gruppe Friedensbewegter (Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik) wollte in der Dreikönigskirche mit einem Bundeswehroffizier (Oberstleutnant Klaus Geier, Leiter der Informationsarbeit im Landeskommando Sachsen/Dresden – hierzu sollte man wissen, daß heute „Informationsarbeit“ genannt wird, was früher „psychologische Kriegführung“ hieß, ohne daß sich die Aufgaben geändert hätten) diskutieren, ob nun Kriege oder diplomatische Konfliktlösungen zum Frieden in Afghanistan führen. Der erklärte absehbar natürlich, daß nur die Bundeswehr wahren Frieden und Demokratie in Afghanistan bringt, zur Hilfe da ist und ohnehin eine Armee des Parlaments ist, also nur die Interessen der Wähler vertritt.
Soviel vorweggenommen.
Da dies dem Weltfriedenstag völlig unangemessen ist, initiierten Dresdner Unterstützer der Kommunistischen Initiative im Kommunistischen Aktionsbündnis Dresden eine Veranstaltung VOR jener in der Dreikönigskirche – im doppelten Sinne: nämlich eine Stunde vorher und vor dem Haupteingang der Dreikönigskirche.
Dazu verfaßten wir den Aufruf: „Dresden mahnt! Geben wir dem Frieden endlich eine Chance! Truppen raus aus Afghanistan!“, dem sich folgende Organisationen anschlossen: Deutscher Freidenker-Verband, DKP, FDJ, GRH, KI, KPD, KPD(B), KPF (Kommunistische Plattform bei der Partei Die Linke), RFB, RotFuchs und VVN-BDA.
Wir schätzten realistisch ein, daß 100 Teilnehmer als Erfolg zu werten sind, weniger Teilnehmer hingegen eine neue Bewertung der Möglichkeiten und Mittel der Mobilisierung erfordern. Gezählt wurden 122 – leider nur wenige junge – Teilnehmer.
Vereinbart waren 3 Stände: der KI, KPD(B), des RotFuchs und des VVN/BDA. Zudem sollte die junge Welt Freiexemplare bereitstellen und verteilen. Nur die KI und die KPD(B) bauten einen ordentlichen Stand auf, die junge Welt sorgte verläßlich für die zugesagte Bereitstellung und Verteilung der Freiexemplare. Rotfuchs und Andere nutzten hingegen die Tische des gegenüberliegenden Cafés, was einen erbärmlich improvisierten Eindruck machte. Entsprechend lausig war dann auch das Interesse an dem einzigen ordentlich aufgebauten Stand und der jW seitens Passanten. So kam auch was in unsere neugebastelte KI-Spendenbüchse – zwar von mehreren Spendern, aber der Betrag ist leider nicht nennenswert.
Die kulturelle Umrahmung und die Reden waren einfach gut. Ich muß in solchen Situationen immer die Tränen (mehr aus Wut denn aus Trauer) unterdrücken, weil ich in einem sozialen, friedliebenden und friedenssichernden Staat, der DDR, aufwuchs und jetzt zum BRD-Insassen zwangsvereinnahmt wurde, der über Steuern Aggressionskriege finanzieren muß. Auch ich habe BRD-staatlich erzwungen das Personal mitfinanziert, dem vor einem Jahr (Massaker bei Kundus am 04.09.2009) gezielt und bewußt über 100 afghanische Zivilisten zum Opfer fielen. Der auftraggebende Oberst Klein erhielt von der BRD-Justiz dafür selbstverständlich seine nachträgliche Legitimation.
Kurz gesagt: Jeder von uns ist Teil des Krieges. Jeder von uns ist Teil des Staates BRD, der den Krieg führt. Und sich absurderweise Republik (res publica = Sache des Volkes) nennen läßt, obwohl die Mehrheit der BRD-Insassen den Aggressionskrieg gegen Afghanistan ablehnt. Kriege sind keine Sache des Volkes. Sie sind eine Sache der Herrschenden, welche das Volk mißbrauchen. Sie sind in der BRD eine Sache des Finanzkapitals. Erst kürzlich mußte ein Bundespräsident zurücktreten, weil er das zu offen äußerte.
Wir haben das, wenn auch noch in viel zu kleinem Rahmen, klargestellt. Wir machten klar, daß die aggressive militaristische Politik der BRD auf Widerstand stößt. Noch sind wir weit davon entfernt, eine friedliche Politik der BRD, die Respektierung von Menschenrechten und Völkerrecht, die von diesem Staat tagtäglich mit Füßen getreten werden, zu erzwingen. Aber wir müssen und können und werden das erzwingen.

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