Erich Honnecker über den Sozialismus und seine Zukunft

Erich HoneckerDer langjährige Generalsekretär der SED und Vorsitzende des Staatsrates, Genosse Erich HONECKER (1912-1994), war und blieb bis zuletzt ein aufrechter Kommunist. Auch wenn in den letzten Jahren der DDR vieles außer Kontrolle geraten war. Nicht nur, daß der Verrat antikommunistischen Chruschtschowisten-Clique zum Zerfall der KPdSU geführt hatte und die Zerstörung der Sowjetunion zur Folge hatte, auch die DDR war aufgrund dessen als Staat zuletzt nicht mehr zu halten. Die Konterrevolution breitete sich so schnell wie die Pest im Lande aus und riß alles, was in der DDR in den letzten 40 Jahren geschaffen worden war, mit in den Abgrund. Das Volkseigentum wurde unter mafiösen Umständen an die Bourgeoisie verschachert und die Menschen verließen zu Hunderten und Tausenden das geplünderte Land. Dennoch oder gerade deswegen ist die Aussage Erich Honeckers heute zutreffend: „Ich sehe nach wie vor für den Sozialismus eine große Chance. Das ergibt sich … aus der Entwicklung der Produktivkräfte!“

„Die wichtigste der Lehren bestand darin, daß eine
Zukunft für die Menschheit nur ‚von unten her’, vom
Standpunkt der Unterdrückten und Ausgebeuteten
aus, sichtbar wurde. Nur mit ihnen kämpfend,
kämpft man für die Menschheit.“
(Bertolt Brecht)

Nach dem schmählichen Ende der DDR, und damit der Beseitigung des Sozialismus auf deutschen Boden, äußerte sich der von solchen Verrätern wie Krenz, Modrow, Gysi und Konsorten „abgesetzte“ Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzende des Staatsrates der DDR im Jahre 1992 wie folgt:

Hatten wir Sozialismus in der DDR?

In dieser sturmbewegten Zeit wird oft die Frage gestellt, ob das, was in der DDR war, Sozialismus war. Ja, so erklärte ich bereits im Frühjahr 1990, es war Sozialismus, auf jeden Fall ein Stück von ihm. Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen war durch die Vergesellschaftung der wesentlichen Produktionsmittel, die Entwicklung der volkseigenen Betriebe und der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften beseitigt. In der Auseinandersetzung mit bürgerlichen Ideologien sprachen wir vom real existierenden Sozialismus, seinem planmäßigen Aufbau, der im Gegensatz zur kapitalistischen Gesellschaft seinen Bürgern Sicherheit und Geborgenheit garantierte.

Die Arroganz und der Zynismus des Herrn Gysi

Hier entwickelte sich friedliches Miteinander! Solidarität gedieh in unserer Gesellschaft nicht nur in den sogenannten Nischen, in denen sich Spießer und Opponenten eingerichtet hatten. Es spricht von Arroganz und Zynismus, wenn Herr Gysi alles das, was die Bürger heute schmerzhaft vermissen, als „Feudalismus“ und „Stalinismus“ und die SED als „reaktionäre Partei“ bezeichnet. Gleichwohl hat er und manche Leute, die so reden wie er, alle Möglichkeiten, die der Arbeiter-und-Bauern-Staat dieser Generation bot, einschließlich seine Ausbildung voll genutzt. Ich gehöre zu jenen – das mag für die Bourgeoisie und ihre Statthalter bedauerlich sein –, die nach der Niederlage nicht die Flinte ins Korn werfen. Das tat ich wie Hunderttausende auch 1933 nicht.

Welche Rolle spielte die DDR?

Wenn man der festen Überzeugung ist, daß der Sozialismus die einzige Alternative zum Kapitalismus darstellt, dann muß man mit Konsequenz dafür eintreten, welche konkreten Formen er künftig auch annehmen mag. Diese konsequente Haltung nehmen viele ehemalige Mitglieder der SED ein, die Organisatoren neuer kommunistischer Gruppen, auch ein Teil der Mitglieder der PDS, und diese konsequente Haltung vertreten in Deutschland vor allem die DKP und die KPD. Allein die Existenz der DDR, dieses von der Reaktion so übel verleumdete „Phänomen“, hat mehr Einfluß auf das Weltgeschehen ausgeübt als viele heute annehmen. Das brachte ein älterer Genosse im März 1991 überzeugend zum Ausdruck.

Er nannte folgende Fakten:

  1. Die DDR hat mit ihrem nichtkapitalistischen Modell auf die sozialökonomischen Auseinandersetzungen in Westdeutschland ersichtliche Wirkungen ausgeübt, so die BRD-Arbeitgeber zu akzeptablen Kompromissen bewogen und damit nicht nur am Sozialpaket mitgewirkt, sondern auch zum stabilen inneren Markt beigetragen, der die Außenmarktsituation abstützte.
  2. Die DDR hat, was gleichfalls verschwiegen wird, auf andere Weise den wirtschaftlichen Aufschwung in der BRD mit hohen Opfern begünstigt: sie hat für ganz Deutschland die Reparationen des 2.Weltkrieges an die Sowjetunion auf Heller und Pfennig bezahlt. Dafür hätte die BRD eigentlich an die DDR rund 700 Mio. Mark zahlen müssen.
  3. Vor allem aber hat die DDR an der Nahtstelle von NATO und Warschauer Pakt das militärische Patt zwischen den Supermächten ermöglicht, 40 Jahre Frieden in Europa gesichert und einen dritten Weltkrieg verhindert!

Das sind sehr zutreffende Einschätzungen! Kaum jemand kann angesichts der Tatsache in unserer trotz der staatlichen Einheit geteilten Nation bestreiten, daß die Politik der DDR auf das Wohl der Menschen gerichtet war. Es gab bei uns niemand, der auf Kosten des Volkes lebte. Alles, was produziert wurde, wurde verteilt.

Wir hatten ein großes Stück Sozialismus in der DDR

Warum konnten wir uns zum Beispiel leisten, für alle Kinder einen Kindergartenplatz bereitzustellen, und das fast kostenlos. Für 60 Prozent der Kinder gab es Krippenplätze und Schulhorte für alle Kinder der Klassen l bis 4. Der Staat und die Betriebe stellten die Mittel für die Ferienaufenthalte, für Sport, Kultur und Soziales. Die Betriebsfonds sicherten die Gewährleistung der polytechnischen und der Berufsausbildung, die Qualifizierung-smaßnahmen für Arbeiter, Meister und Ingenieure. Es gab eine zehnjährige Schulausbildung für alle, Fach- und Hochschulen in großem Umfang, wir „leisteten“ uns notwendigen Bildungsvorlauf, Schulspeisung und Fürsorge für die Alten, Volkssolidarität, ein weit ausgebautes Gesundheitswesen mit seinen Polikliniken, ein Erholungswesen, das über die Gewerkschaften gesteuert wurde. Die Jugend hatte eine Perspektive, die Kinder waren umsorgt von Familie und Gesellschaft. Die Mittel für die sozialen Leistungen flossen aus dem gesellschaftlichen Eigentum, aus den erwirtschafteten Gewinnen, die eben nicht wie im Kapitalismus als Profite in die Taschen Einzelner fließen konnten. All das hat etwas mit realem Sozialismus zu tun.

Quellen:
Zitat Brecht: Rede anläßlich der Verleihung des Lenin-Preises (1955)
Erich Honecker: Zu den dramatischen Ereignissen, W.Runge Verlag, Hamburg,1992, S.41f. (Zwischenüberschriften von mir, N.G.)

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