Die Plünderung der Rentenkassen ist ein vergiftetes Wahlkampfgeschenk fürs werktätige Volk in Deutschland 2013!

Statement von DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach zur Plünderung der Rentenkassen:

Wir können die Koalition vor einer Senkung des Rentenbeitrags nur eindringlich waren. Die Rentenkassen jetzt zu plündern, wäre ein vergiftetes Wahlkampfgeschenk. Der Beitrag müsste schon in wenigen Jahren massiv angehoben werden. Trotzdem würden die künftigen Renten der heute Jungen um ein Fünftel sinken.

Die geringfügige Entlastung {…} steht in keinem Verhältnis zur Absenkung des Rentenniveaus. Durchschnittsverdiener hätten zwar bis zu 7,80 Euro mehr im Monat, würden aber bei einer Rentenniveausenkung auf 43 Prozent im Vergleich zu heute mehr als 150 Euro Rente pro Monat verlieren. {…}

Es wäre geradezu grotesk, wenn die Parteien, die seit Jahren über die demografischen Herausforderungen debattieren, die Rücklagen plötzlich einfach verpulvern würden. {…}“

(Vgl.) [1]

Altersarmut ist vorprogrammiert

Nach Berechnungen des DGB müssten Erwerbstätige mit einem Einkommen von 2000 Euro im Monat 43 Vollzeit-Versicherungsjahre nachweisen, um im Alter das geringe Niveau der gesetzlichen Grundsicherung (analog Sozialhilfe) zu überschreiten.

Alle, die weniger verdienen als 2000 Euro im Monat oder kürzer als 43 Versicherungsjahre beschäftigt sind, haben demnach kaum Chancen, die Altersarmut zu vermeiden. Wachmänner kämen auch nach 40 Jahren Vollzeitarbeit mit 589 Euro nicht einmal an das Niveau der Sozialhilfe (mtl. 660 Euro) heran, Fleischverkäuferinnen mit 683 Euro nur knapp. Selbst Dachdecker hätten mit mtl. 857 Euro und Metallarbeiter mit 964 Euro Altersrente nicht viel mehr als das Nötigste. (Vgl.) [1]

Rentenbeitrag und Rentenniveau. Aussichten 2030

[Ein ungeschminkt modifizierter Auszug:]

Die Deutsche Rentenversicherung geht für das Jahr 2012 von einem Rentenniveau netto vor Steuern von 50,0 % aus, berechnet auf der Basis einer Standardrente mit 45 Versicherungsjahren. Bis zum Jahr 2030 soll das Rentenniveau – sofern der Gesetzgeber

nicht eingreift – auf 43 % sinken.

Wäre das Rentenniveau des Jahres 2030 heute schon Realität, würde der ‚Eckrentner’ mit Durchschnittsentgelt (von aktuell ca. 2.625 Euro und 45 Beitragsjahren) statt ca. 1.263 Euro nur noch ca. 1.086 Euro erhalten.

Durchschnittsverdienende müssten dabei mindestens 33 Jahre ununterbrochen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein, um eine Rente in der Höhe der gesetzlichen Grundsicherung (analog Sozialhilfe bzw. auf dem Niveau im offenen Hartz-IV-Strafvollzug) im Alter zu bekommen.

Erwerbstätige mit einem Einkommen mit 2.000 Euro würden mehr als 43 Jahre arbeiten müssen, um eine höhere Rente zu bekommen als ein/e Grundsicherungsbezieher/in.

Der ’Eckrentner’ wird zum Auslaufmodell.

Das Normalarbeitsverhältnis liegt nur bei 66 Prozent. Fast die Hälfte der Frauen ist atypisch beschäftigt, und 70 Prozent der Beschäftigten im Niedriglohnsektor sind Frauen. Die Zahl der Erwerbstätigen im Niedriglohnsektor ist insgesamt von 16 auf 22 Prozent gestiegen.

Unter den 63- und 64Jährigen arbeiten nur zehn Prozent in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. So gingen 2011 48,2 Prozent der Neurentner/innen frühzeitig in den Ruhestand – mit Abschlägen von ca. 109 Euro.

Die durchschnittliche Altersrente betrug 2011 bei Männern 867 Euro. Bei einem Rentenniveau von 43 Prozent wäre dies eine Durchschnittsrente für Männer von ca. 745 Euro.

Für Frauen würde die Rente im Westen durchschnittlich 419 Euro betragen (heute 487 Euro), im Osten 585 Euro (heute 681 Euro).

Bei einem jetzt schon geltenden Rentenniveau von 43 Prozent läge die Durchschnittsrente also bei den Männern nur noch knapp oberhalb der Höhe der gesetzlichen Grundsicherung (analog Sozialhilfe) im Alter und bei den Frauen deutlich darunter.

In Niedersachsen, Bremen und dem Saarland würde die durchschnittliche Rente unter 600 Euro fallen (Vgl. Quelle: Tabelle 1).

Die abschlagsfreie Rente nach 40 Versicherungsjahren liegt bei Personen, die immer durchschnittlich verdient haben (2.625 EUR/Monat), heute bei knapp 1.123 EUR im Monat. Bei einem Rentenniveau von 43 % beträgt diese Rente nur noch 964 EUR (Minus: 158 Euro).

Beispiel-Rechnungen nach Einkommensklassen:

Alle Angaben auf der Basis einer 40-Stunden-Woche, Rentenhöhe nach 40 Vollzeit-Beitragsjahren mit unveränderter Entgeltposition und ohne Abschläge in heutigen Werten.

Wachmänner (männlich, Ost, max. 5 Jahre Berufserfahrung, Betrieb mit weniger als 100 Beschäftigte) verdienen Brutto im Durchschnitt im Monat: € 1.536

Rente bei 50,0% Rentenniveau = 685,58 EUR

Rente bei 43% Rentenniveau = 589 EUR (Minus: 96 Euro)

Fleischereifachverkäuferinnen (weiblich, West, max. 5 Jahre Berufserfahrung, Betrieb mit weniger als 100 Beschäftigte) verdienen Brutto im Durchschnitt im Monat: € 1.859

Rente bei 50,0% Rentenniveau = 795,16 EUR

Rente bei 43% Rentenniveau = 683 EUR (Minus: 112 Euro)

Dachdecker (männlich, Ost, 10 Jahre Berufserfahrung, Betrieb mit weniger als 100 Beschäftigte) verdienen Brutto im Durchschnitt im Monat: € 2.234 [Dies entsprich dem Durchschnittsverdienst bzw. der Bezugsgröße in Ostdeutschland]

n

Rente bei 50,0% Rentenniveau = 997,12 EUR

Rente bei 43% Rentenniveau = 857 EUR (Minus: 140 Euro)

Metallarbeiter (männlich, West, 15 Jahre Berufserfahrung, Betrieb mit 100-500 Beschäftige) verdienen Brutto im Durchschnitt im Monat: € 2.624 [Dies entsprich dem Durchschnittsverdienst bzw. der Bezugsgröße im Westen]

Rente bei 50,0% Rentenniveau = 1.122,37 EUR

Rente bei 43% Rentenniveau = 964 EUR (Minus: 158 Euro)

Werkzeugmacher (männlich, Ost, 25 Jahre Berufserfahrung, Betrieb mit mehr als 500 Beschäftigte) verdienen Brutto im Durchschnitt im Monat: € 2.867

Rente bei 50,0% Rentenniveau = 1.279,65 EUR

Rente bei 43% Rentenniveau = 1099 EUR (Minus: 180 Euro)

Chemielaborantinnen (weiblich, West, 25 Jahre Berufserfahrung, Betrieb mit 100-500 Beschäftigte) verdienen Brutto im Durchschnitt im Monat: € 3.274

Rente bei 50,0% Rentenniveau = 1.400,40 EUR

Rente bei 43% Rentenniveau = 1204 EUR (Minus: 196 Euro)

Bankkaufleute (männlich, Ost, über 30 Jahre Berufserfahrung, Betrieb mit mehr als 500 Beschäftigten) verdienen Brutto im Durchschnitt im Monat: € 4.400

Rente bei 50,0% Rentenniveau = 1.963,89 EUR

Rente bei 43% Rentenniveau = 1688 EUR (Minus: 275 Euro)

(Vgl. Quelle)

Die von der Rentenversicherung aktuell ausgewiesen durchschnittlichen Zahlbeträge für Altersrenten im Zugang weichen von den hier berechneten Durchschnittsrenten ab, da von 40 Versicherungsjahren und abschlagsfreiem Rentenzugang ausgegangen wurde.

In der Praxis ist fast die Hälfte der Altersrenten von Abschlägen betroffen, was im Durchschnitt zu Rentenminderungen von 109 Euro im Monat führt.

Quelle: DGB – Bundesvorstand, 15.08.2012:

»Senkung der Rentenbeiträge: Vergiftetes Wahlkampfgeschenk«

http://www.dgb.de/themen/++co++0e3e0d20-e6d5-11e1-8663-00188b4dc422

Vgl.: DGB-Bundesvorstand, VB 04 / Sozialpolitik

16.08.2012, Reinhold Schramm (Zusammenfassung)

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