Deutsche Bank und Land Grabbing

Noch vor wenigen Jahren spielte der Agrarsektor für Anleger auf den Finanzmärkten kaum eine Rolle. Erst die globale Finanzkrise und das Platzen der Immobilienblase in den USA hat das Interesse des Finanzsektors an Ackerland geweckt. Die Akteure des Finanzsektors haben erkannt, dass mit Bevölkerungswachstum, Klimawandel, steigenden Nahrungsmittelpreisen, Agrarkraftstoffboom und Klimaschutzprojekten der Druck auf die strategisch wichtigen Ressourcen Land und Wasser steigt, und wittern ein gutes Geschäft mit hohen Renditen.

Die OECD schätzt, dass international in den vergangenen Jahren 10 bis 25 Milliarden US-Dollar in Agrar- und Landfonds geflossen sind, und geht davon aus, dass sich das Volumen in diesem Sektor zukünftig verdoppeln bis verdreifachen wird. Die OECD geht davon aus, dass 44 Prozent aller Agrar- und Landfonds aus Europa stammen.

Allein in Deutschland werden über 30 verschiedene Fonds mit einem Gesamtvolumen von etwa fünf Milliarden Euro angeboten, die direkt oder über Firmenbeteilungen in Land investieren.

Die Mehrheit der Agrar- und Landfonds wurde in den vergangenen fünf Jahren aufgelegt.

Die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank Gruppe, die DWS-Investment, ist einer der Hauptanleger in Agrar- und Landfonds.

Der Global Agricultural Land & Opportunities Fund (GALOF) der DWS wurde 2007 aufgelegt und verfügt über eine Laufzeit bis zum Jahr 2016. Der Fonds hat bis heute in 104.000 ha Land u.a. in Sambia, Argentinien, Australien, Tansania und im Kongo investiert. Der Fonds hat ein Volumen von etwa 110 Mio. Euro. Laut Fondsmanagement soll GALOF jährlich 18% Rendite erwirtschaften. Der Gewinn soll über die Zusammenlegung kleinerer Farmen und die damit verbundene Streichung von Arbeitsplätzen sowie durch die allgemeine Wertsteigerung von Ackerland erreicht werden. Bei allen Agrarinvestitionen lässt die DWS GALOF Getreide anbauen. Das Tagesgeschäft koordiniert die Duxton Asset Management mit Sitz in Singapur.

Weitere Fonds der Deutschen Bank haben in den Jahren 2009 und 2010 in 19 Konzerne investiert, welche 11 Mio. ha Land [110.000 Quadratkilometer; – analog der Territorialfläche der liquidierten DDR: 108.179 km²; R. S.] gekauft oder gepachtet haben. Davon befinden sich etwa 3 Mio. ha Ackerland in Südamerika, Asien oder Afrika. Das Investitionsvolumen der Fonds in die Konzerne lag bei mindestens 279 Mio. Euro.

Informationen über die Fonds sind aufgrund der undurchsichtigen Investitionsstrategien nur schwer zu erhalten. Manche Fonds halten Anteile an anderen Fonds oder sind an Konzernen beteiligt, die wiederum über Joint Ventures, Tochterunternehmen oder Firmenauslagerungen mit anderen Unternehmen verstrickt sind. Selbst Anleger wissen oftmals nicht, ob ein Fonds in Konzerne investiert, die wiederum Ackerland aufkaufen.

Vgl. Quellen: HighQuest Partners (2010): Private Financial Sector Investment in Farmland and Agricultural Infrastructure. OECD Food, Agriculture and Fisheries Working Papers, No. 33.

FIAN (2010): German Investment Funds Involved in Land Grabbing, Köln.

GRAIN (2012): GRAIN releases data set with over 400 global land grabs.

Quelle (vgl. analog): INKOTA-Netzwerk, Hintergrundinfo: Deutsche Bank und Land Grabbing

http://www.inkota.de/fileadmin/user_upload/Presse/Pressemappe_Land_Grabbing/Presseinformation_INKOTA_12.04.12_Deutsche_Bank_und_Land_Grabbing.pdf

Info.-Empfehlung

Report, Afrika: für jedermann zu haben, Ausmaß und Auswirkungen von Landnahme für Agrotreibstoffe

http://www.inkota.de/fileadmin/user_upload/Themen_Kampagnen/Ernaehrung_und_Landwirtschaft/Land_Grabbing/FoEE_Africa_up_for_grabs_2010_GERMAN.pdf

Vom Reichtum in der Armut, Rohstoffabbau und Verteilungskonflikte am Beispiel Mosambik

http://www.inkota.de/fileadmin/user_upload/Material/KKM_INKOTA_Rohstoffe_in_Mosambik_2012.pdf

INKOTA Netzwerk: Land Grabbing – Der globale Wettlauf um Ackerland

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http://www.inkota.de/aktuell/publikationen/

06.05.2012, Reinhold Schramm (Bereitstellung)

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