Experten: Bald kommt die 45-Stunden-Woche in Deutschland

Die deutsche Bourgeoisie zwitschert für die 45-48-Stunden-Arbeitswoche.

Das Kapital: die Bourgeoisie, deren ökonomische, wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Administration, möchte, möglichst zusammen mit seinen Sozial- und Spezialpartnern, die verbindliche 45-Stunden-Woche in Deutschland – für die Mehrheit der Bevölkerung in abhängiger Lohnarbeit – einführen; analog der Rente mit 67-70, aber noch schneller und möglichst sofort.  

Seit Jahren wird über einen Fachkräftemangel in Deutschland diskutiert. Die Ausbildung und Qualifizierung der jungen Erwachsenen und Arbeitslosen darf dafür nur wenig Geld kosten. Die Eigentümer der deutschen Wirtschaft wollen notfalls billige und qualifizierte Menschen aus den in sozialer Unterentwicklung gehaltenen Regionen ihrer Welt holen. Ihre Wirtschaftsexperten rechnen nun wegen des zunehmenden Fehlens an speziell ausgebildeten Menschen mit einem deutlichen Anstieg der Wochenarbeitszeit und der Zustimmung ihrer Sozialpartner – wie schon in der Vergangenheit – auch hierfür.

Die (offizielle) arbeitsvertragliche Arbeitszeit für die Bevölkerung in abhängiger Lohnarbeit könnte bis auf 45 Stunden pro Woche steigen, um den Mangel an Beschäftigten in der Wert- und Mehrwertschöpfung der Betriebe und in den Dienstleistungen auszugleichen.

“Mittelfristig geht es nicht ohne längere Arbeitszeiten.  37,5- oder 38-Stunden-Wochen sind in jedem Fall vorbei”, so der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, in der “Bild”-Zeitung. Vor allem in den exportorientierten Branchen wie Maschinen- und Anlagenbau aber auch in der Gesundheitsindustrie und Pflegebranche werde es, nach den Vorstellungen der Kapital- und Wirtschaftsvertreter, längere Arbeitszeiten geben.

Auch der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Ulrich Blum, verkündete bereits: “Mittelfristig werden wir um längere Arbeitszeiten nicht herum kommen.” Dann könnte es offiziell eine 42- bis 45-Stunden-Woche geben. Deswegen sollte es noch mehr Freiheiten für Privateigentümer, Unternehmen und Aktiengesellschaften bei der Gestaltung der Arbeitszeiten geben. In Springers-“Welt” verwies Ulrich Blum darauf, dass schon heute in einzelnen Branchen extrem viel
gearbeitet werde. Ein Grund auch für andere Branchen, die Arbeitszeit und Wertschöpfung – zusammen mit den sozial- und gesellschaftspolitischen Spezialpartnern – für die abhängige Lohnarbeit auszudehnen.

Blum führt den Anstieg der Arbeitszeit auch auf die Rente mit 67 zurück.

(- Perversion kennt keine Kapital- und Profitgrenzen -) Es sei unmöglich, so Blum, schwere körperliche Tätigkeiten bis ins hohe Alter auszuüben. (- Deshalb müssen LohnarbeiterInnen länger arbeiten. -) Blum: Deshalb müssten viele Arbeitnehmer im Alter zwischen 50 und 55 Jahren umgeschult werden, sagte er Springers-“Welt”. Der Staat sei finanziell nicht in der Lage, die Beschäftigten während dieser Umschulungszeit zu unterstützen. Blum plädierte daher für die Einführung von Lebensarbeitszeitkonten. Der ‘Arbeitnehmer’ müsse in den Jahren zuvor auf seinem Arbeitszeitkonto einen Puffer aufbauen, von dem er in der Umschulungsphase zehren könne. / Also, Fortsetzung: Lohnzurückhaltung, Erhöhung der Lebensarbeitszeit und Wertschöpfung, Finanzierung von Qualifizierung, Umschulung und betriebliche Bildung etc., aus der (zurückgehaltenen) Reproduktionsleistung. Zielsetzung: Erhöhung von Umsatz, Gewinn und Profit – für die Eigentümer, Erben und Aktionäre – in der Menschen-Verwertungsgesellschaft, in der deutschen Klassengesellschaft.

Der Vorsitzende der CDU/CSU-“Mittelstandsvereinigung”, Josef Schlarmann, sagte seiner “Bild”-Zeitung: “Der Fachkräftemangel kann nicht mit Arbeitslosen oder älteren Arbeitnehmern beseitigt werden.” (- Deren Qualifizierung wäre für seine Bourgeois-Klientel zu kostenintensiv und würde die – von der wissenschaftlich-technischen Lohnarbeit – erwirtschafteten Gewinne und Profite schmälern, – so sagte er es nicht. -) Josef Schlarmann: Es müsse Zuwanderung geben. (Die ‘kostet’ nur den ‘Entwicklungsländern’ das qualifizierte Personal. – R.S.) Schlarmann: Wer das nicht wolle (- Billigarbeitskräfte aus ‘Entwicklungsländern’ u.a.m. – R.S.), müsse sich für eine Anhebung der tariflichen Arbeitszeiten von deutlich über 40 Stunden ‘bei entsprechenden Lohnausgleich’ (?) stark machen.

Der Direktor des Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, verwies darauf, dass laut “Gesetz” sogar eine Wochenarbeitszeit von bis zu 48 Stunden erlaubt sei.

Der BDA-Unternehmerpräsident Dr. Dieter Hundt sagte der “Welt am Sonntag”: “Die deutsche Wirtschaft braucht die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften.” (Diese Fachkräfte sind billiger, kostengünstiger und sie drücken noch weiter die Arbeitslöhne in den Keller. = Dies sagte der Doktor der deutschen Wirtschafts-Bourgeoisie nicht. – R.S.)

Ziel müsse es sein, so der BDA Dr. Hundt: Zuwanderung in die sozialen Sicherungssysteme zu begrenzen und ‘gesteuerte Einwanderung’ von qualifizierten Arbeitskräften in Beschäftigung (abhängige Lohnarbeit) zu erleichtern.

Frank Jürgen Weise, Chef der “Bundesagentur für Arbeit” (BA) und Menschenverwertung, will zuerst das “vorhandene Potenzial” nutzen. “Wir können nicht zulassen, dass Menschen in Arbeitslosigkeit sind, nur weil ihre Talente nicht genutzt werden”, sagte er u. a. der “Financial Times Deutschland”.

Eine notwendige sozialökonomische und gesellschaftspolitische Antwort.

Weiterhin gilt:
Unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedingungen wären folgende Forderungen und ihre Durchsetzung richtig:
– drastische Verkürzung der Arbeitszeit (30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. – Analog im Schulbereich minus 25 %. Verkleinerung der Klassen-Lerngruppen. Erzieher und Lehrer gemeinsam im Unterricht. Erhöhung der Qualität in Erziehung, Bildung und Ausbildung) und Verkürzung der Lebensarbeitszeit: Rente mit 60.
– Einstellung aller Erwerbslosen und behinderten Menschen entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit (unabhängig vom Lebensalter).
– Bezahlung nach Tarif gemäß der beruflichen Qualifikation. Anpassungsqualifikation auf tariflicher Grundlage. Erhöhung der Tarife.
– Gleicher Lohn für gleiche Arbeit (unabhängig vom Lebensalter, Geschlecht und Herkunft).

Parallel zur Durchsetzung dieser Forderungen wären die geistig-psychologische Aufklärung und die politisch-ideologische Auseinandersetzung über die bestehende kapitalistisch-imperialistische Gesellschaftsordnung, einschließlich deren gesellschaftliche-psychologische und soziale Unterwerfungs- und Entfremdungspotenziale und zu deren Überwindung und Aufhebung, zu führen.

Trotz alledem!

Quelle vgl.: oca, dpa, AFP, t-online – am 23.10.2010.  Experten: bald kommt die 45-Stunden-Woche.   http://wirtschaft.t-online.de/experten-bald-kommt-die-45-stunden-woche/id_43220678/index

Nachtrag:
Die Sozial- und Spezialpartner befinden sich im Wochenende … und im ideologischen Anpassungsk(r)ampf

Noch Anmerkung: Hessen-“Koch wird Baukonzernchef” – “Er soll rund 1,5 Mio. im Jahr verdienen” (t-online.de)

23.10.2010, Reinhold Schramm

//