Arbeitskampf auf Tauchstation – Aspekte zur deutschen symbiotischen Beziehung zwischen Arbeit und Kapital

[Ein modifizierter Auszug zur deutschen Realität 2012]

Vorbemerkung: Eine Symbiose in Sozialpartner-Beziehungen zwischen Lohnarbeit und Kapital besteht bei krankhafter Abhängigkeit (- der differenzierten technisch-wissenschaftlichen Lohnarbeit und ihrer sozial- und gesellschaftspolitischen Institutionen). Als Sucht kann sich dies in Form von Beziehungssucht, Co-Abhängigkeit bis hin zur Hörigkeit äußern. (Vgl. Wikipedia) 

Seit Mitte der 1990er Jahre leidet das deutsche Tarifvertragssystem unter einem schleichenden Erosionsprozess. Immer weniger Beschäftigte “genießen“ den Schutz des Tarifsystems. Die Tarifbindung der Beschäftigten hat nach Angaben des WSI-Tarifarchivs in Westdeutschland im Zeitraum von 1998 bis 2009 um 11 Prozentpunkte auf 65 Prozent abgenommen. In Ostdeutschland sogar um 12 Prozentpunkte auf nur noch 51 Prozent. (Vgl.)

Durch die negative Lohndrift blieben die Zuwachsraten der Effektivverdienste hinter den Tariflohnsteigerungen zurück. In einer negativen Lohndrift spiegeln sich sowohl die abnehmende Tarifbindung als auch eine geschwächte Verhandlungsposition der abhängig Beschäftigten wider. –

Mit abnehmender Tarifbindung nimmt die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Lohnentwicklung in nicht tarifgebundenen Betrieben und Wirtschaftsbereichen zu. Gleichzeitig hatte die Schwächung der Verhandlungsposition der abhängig Beschäftigten einen Abbau von übertariflichen Leistungen zur Folge.

Insgesamt hat sich die funktionale Einkommensverteilung seit 1991 deutlich zu Ungunsten der abhängig Erwerbstätigen verschoben, wie der Rückgang der Arbeitseinkommensquote um 4,3 Prozentpunkte verdeutlicht. Auch die Lohnspreizung hat innerhalb der Arbeitseinkommen deutlich zugenommen. –

Mit den so genannten “Arbeitsmarktreformen“ wurde bewusst auf eine Strategie gesetzt, die die Errichtung eines Niedriglohnsektors und die Schwächung der Verhandlungsposition der abhängig Beschäftigten beabsichtigte. –

Bewusst verweigerte die BDA-Lobbypolitik aller Bundesregierungen die Schaffung von Arbeitsmarktinstitutionen wie einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn [- Anm.: auch für einen eigenständigen und relativ unabhängigen Rentenanspruch wären hier (ab) 12 Euro aufwärts notwendig] und eine Reform des Systems der Allgemeinverbindlicherklärung von Tarifverträgen. –

Durch die staatliche Förderung von Leiharbeit und geringfügiger Beschäftigung – mit aktiver Unterstützung unter anderem durch die rechtssozialdemokratisch-sozialdarwinistische “Hartz-IV“-Repression und Arbeitsagenturen – wurden den Unternehmen “legale“ Instrumente zur Verfügung gestellt, um die Arbeitskosten zu Lasten der Löhne der Beschäftigten zu drücken. (Vgl.)

[Ein modifizierter Auszug.]

Vgl.: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung, IMK Report 70, Januar 2012. Wirtschaftspolitische Herausforderungen 2012. Von Gustav Horn, Alexander Herzog-Stein (WSI), Silke Tober und Achim Truger.

http://www.boeckler.de/pdf/p_imk_report_70_2012.pdf

Info.-Empfehlung

Lohndifferenz – „mit“ und „ohne“ Tarifvertrag!

http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/kombilohn/niedrtarif.pdf 

08.01.2012, Reinhold Schramm

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